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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 455
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455

„Lebt wohl, wir kehren siegreich wieder".
Offenburg vom Ersten Weltkrieg bis zum Aufstieg des
Nationalsozialismus.

Renate Tebbel

Welche Auswirkungen hat die große Politik auf das Alltagsleben? Das zeigen
am besten die Tageszeitungen mit ihrem Nebeneinander von lokalen und nationalen
Ereignissen. Alltagsgeschichte gehört inzwischen längst zu den anerkannten
Forschungsrichtungen der Historiker, und auch in Offenburg spiegeln
die Zeitungsberichte die Geschichte einer turbulenten Zeit.

Als am 18. November 1918 rückkehrende Soldaten der 301. Felddivision
in das beflaggte Offenburg einmarschieren, werden sie als „moralische Sieger
" des Ersten Weltkriegs begrüßt. „Leider nicht als physische Sieger",
spiegelt ein Pressebericht im „Offenburger Tageblatt" die Stimmung der
Bevölkerung wider. Wenn auch im vierten Kriegsjahr die Sehnsucht nach
Frieden vorherrscht, legt sich das völlig unerwartete Waffenstillstandsgesuch
von deutscher Seite wie ein drückender Alp auf die Gemüter. Ein solches
Ende des „furchtbarsten aller Kriege" hatte keiner erwartet, und in die
Freude über die heimkehrenden Soldaten mischt sich die Enttäuschung über
die Niederlage. Gleichwohl bemüht sich die Stadt um einen „liebevollen
Empfang" ist am 19. November im „Offenburger Tageblatt" nachzulesen.

Am Nachmittag des 18. November wimmelt es auf den Straßen. Lastautos
, Lazarett- und Gepäckwagen holpern über das Pflaster, Pferde, Ochsen
und Esel dienen als Lastenträger, dazwischen ziehen Soldaten Handwagen
mit ihren Habseligkeiten. Die „braven Krieger" sehen „im Allgemeinen gut
aus", schreibt der Offenburger Berichterstatter über die Heimkehrer, wenn
sich auch die Kriegsstrapazen nicht verleugnen lassen. Nach anfänglicher
Zurückhaltung gelten den Soldaten dann doch herzliche Willkommensgrüße
. Denn war es nicht lediglich der „Macht der Verhältnisse" anzulasten
, daß es den „Feldgrauen" nicht vergönnt war, „den Endsieg an ihre
ruhmreichen, unbefleckten Fahnen zu heften"? (OT 19.11.18).

Eine bittere Enttäuschung ist der Ausgang dieses Krieges, für den so
viele Opfer gebracht wurden. In den vier Jahren von 1914 bis 1918 werden
die Verlustlisten täglich länger, die Zivilbevölkerung leidet unter Hunger
und Kälte, Flüchtlinge aus dem Elsaß suchen verzweifelt nach einer Unterkunft
, und am Ende raffen Seuchen und Epidemien viele Menschen dahin,
die mit knapper Not die Entbehrungen der Kriegsjahre überlebt haben.
„Was die satanische Vernichtungskunst der Massenabschlachtung in der


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