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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 469
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„Lebt wohl, wir kehren siegreich wieder"

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Im Mai 1925 kommt auch nach Offenburg ein Reisender in Sachen
„deutsches Volkstum". Für die „Dr. Muckermann Vorträge" vom 5. bis
9. Mai in der Stadthalle rührt das Offenburger Tageblatt heftig die Werbetrommel
. In dieser „biologischen Vortragsreihe" sei zu lernen, wie der
deutsche Mensch in Zukunft leben solle, das Tageblatt lobt die Wissenschaftlichkeit
, die Objektivität sowie die „ethische Tiefe" der Vorträge.
Über „Grundfragen des Einzel- und Soziallebens" spricht Dr. P. Hermann
Muckermann, der unter anderem schon in Pforzheim, Freiburg und Karlsruhe
„Massenbesuch" verzeichnen konnte.

Worum geht es in seinen Vorträgen? Er argumentiert „auf wissenschaftlicher
Basis" gegen die Abtreibung, spricht von „Rassenhygiene" und
„erblicher Belastung" und vom „Volkskörper", dessen Krebs im Falle einer
Erkrankung „entfernt" werden müsse. So wie das Herz in erster Linie für
die Gesundheit der Organe schlage, müsse auch der Deutsche zuerst für
sein Volk, dann für sich selbst da sein. Leider blieben Stühle leer, bedauert
das Offenburger Tageblatt; die Stadthalle hätte eigentlich „bis auf den letzten
Platz" besetzt sein müssen. Wenn irgendeine Fastnachtsveranstaltung
wäre, würde der Saal nicht ausreichen, ärgert sich das Blatt über die
Zurückhaltung der Offenburger.

Doch wie überall in Deutschland wächst auch in Offenburg die Anhängerschar
des „ungekrönten Österreichers" („Alt-Offeburger", 8. November
1930). Hitlers Geburtstag wird im April 1929 feierlich im „Badischen
Hof begangen. Man erfreute sich des „künftigen Diktators" eines „musso-
linischen Deutschland", kommentiert Adolf Geck am 27. April 1929.
Braunes Gedankengut wird jetzt aggressiv verbreitet. Im Juli 1930 platzen
40 Hitlergarden unter dem Kommando des späteren Bürgermeister Rombach
in die Versammlung der Ortsgruppe der Friedensgesellschaft, stören
durch laute Zwischenrufe und stimmen das Horst-Wessel-Lied an. In Urloffen
ziehen die Randalierer im September an einem Sonntag zur „Krone"
und schüchtern die Teilnehmer einer sozialdemokratischen Veranstaltung
ein.

Und im November 1930 kommt der „Hecker der faschistischen Diktatur
" nach Offenburg, wie Adolf Geck den Besuch Hitlers ankündigt. Über
10 000 Karten werden verkauft, vor den Eingängen der landwirtschaftlichen
Hallen drängen sich rund 1000 Schaulustige. Wie immer läßt Hitler
lange auf sich warten, flott gespielte Märsche sorgen für Stimmung. Am
8. November, dem Jahrestag der Revolution in Kiel, betritt Hitler kurz vor
neun die vordere Halle, S.A.-Leute stehen Spalier, Trommelwirbel und Jubel
aus 5000 Kehlen, berichtet die „Offenburger Zeitung".

Im Jahre 1918 erlebten wir einen Zusammenbruch, wie ihn die deutsche
Geschichte noch nicht erlebt hat, sagt Hitler in seiner knapp zweistündigen
Rede. Die Revolution von 1918 sei Schuld an der innenpolitischen Misere
der Weimarer Republik. Seitdem liege Deutschland im Kampf zwischen


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