Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 470
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Renate Tebbel

zwei Fronten, der äußeren und der inneren. Der innere Kampf des nationalen
Bürgertums gegen das sozialistische Proletariat sei das „Hauptunglück"
des Volkes. Weil die ganze „Volkskraft" für diesen Kampf verbraucht werde
, sei Deutschland gegenüber äußeren Feinden machtlos. „Unser Ziel
muß sein, eine dritte Plattform zu finden, die diese Gegensätze überbrückt
", erklärt Hitler. Der Nationalsozialismus biete eine „wahre Volksgemeinschaft
", die Deutschland als Ganzes „gesunden" lasse.

Entgegen den Erwartungen ruhig und besonnen

„Er ist ein ausgezeichneter Redner", meint die Offenburger Zeitung in
ihrem „Streiflicht" zu Hitlers Auftritt. Eine „gewisse logische Schärfe" sei
ihm nicht abzusprechen, doch seine Argumente seien nur „scheinbar zwingend
", weil sie wesentliche Punkte außer Acht lasse. Deshalb sei es schwer
für das „nicht geschulte Ohr" die Schwäche des „Aufbaus wie der Position
" zu hören. Hitler spreche (im Wiener Dialekt) entgegen den Erwartungen
ruhig, besonnen, ist da nachzulesen, er vermeide Schlagworte und
hohle Phrasen. „Warum hat er sein wahres Parteiprogramm nicht entwickelt
?", fragt die Zeitung und endet ihren Bericht mit der bangen Frage:
„Und was kommt nachher?"

Was nachher kommt, ist die eigentliche Botschaft, verbreitet von nationalsozialistischen
Randalierern. So findet im Juli 1931 im Zähringerhofgarten
ein erklärter „Treffpunkt der Nationalsozialisten", eine Demonstrationsveranstaltung
statt, die manchem Offenburger das Fürchten lehrt. Die
Karlsruher Standarten-Kapelle war angereist, im Biergarten wird mit dramatisch
organisierter Kriegsbegeisterung der Standartenschwur zelebriert.
Man brüllt „Die Wacht am Rhein", spielt „Siegreich wollen wir Frankreich
schlagen", Revanchelieder werden zu einer Zeit gesungen, wo Deutschland
Interesse in der Kapitalhilfsfrage von der Verständigung mit Frankreich abhängt
. Vor dem Garten stand das Volk erregt, berichtet die „Freiburger
Volkswacht", und fragt sich, warum die Behörden nicht einschreiten. Warum
die Demokratie in der Weimarer Republik sich zu ihrem eigenen Totengräber
mißbrauchen ließ, auf diese Frage sind schon viele Antworten
gegeben worden, aber aus der Welt geschafft ist sie noch lange nicht.


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