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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 478
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Ulrich Spitzmüller

Zell und der Beginn des Zweiten Weltkriegs

Wie überall im Reichsgebiet muß auch die Zeller Bevölkerung Ende August
1939 die abendlichen und nächtlichen Verdunkelungs-Maßnahmen befolgen
. Während sie so schon frühzeitig das Verhalten gegen Luftangriffe
und feindliche Luftaufklärung übt, hat der Krieg bereits begonnen. Vom
Angriff auf Polen erfahren die Leser der „Schwarzwälder Post" am 3. September
1939 mit einer 21-Zeilen-Meldung über den Überfall auf den polnischen
Sender Gleiwitz. Die Einberufungen der Wehrmachtssoldaten an die
Kriegsfront verändern das Leben in Zell. „Die Weihnachtsfeiertage verliefen
hier still und ruhig ... In mancher Familie brachte der Urlaubsbesuch
des Vaters oder Sohnes freudige Stimmung ... Auch unsere Volksgenossen
im braunen und grauen Rock veranstalteten schöne gemeinsame Feiern",
berichtet die „Schwarzwälder Post" in ihrer Ausgabe vom 28. Dezember
1939. Und drei Tage später ergeht in der Heimatzeitung „an alle Volksgenossen
die dringende Aufforderung, dieses Jahr das sonst zu Silvester übliche
Abbrennen und Abfeuern von Feuerwerkskörpern ... auf alle Fälle zu
unterlassen".

Noch schwerer dürfte der Bevölkerung in der traditionellen Narrenhochburg
der Verzicht auf das Feiern der Fasent (Fasnacht) gefallen sein,
da wegen des Krieges das närrische Treiben untersagt wird und „keine Fasnachtsveranstaltungen
und bunten Abende18" stattfinden dürfen.

Das politische Leben geht unterdessen weiter. Bürgermeister Adrian
Kopf lädt Mitte Februar zu einer Bürgerversammlung ein, um seine Ziele
vorzustellen und Werbung für die NSDAP zu machen: „Er zeigte auf, wie
seit 1933 durch die tatkräftige Arbeit des Nationalsozialismus Arbeitslosigkeit
, Wohnungsnot, Stillegung der Betriebe und des Handwerks behoben
wurden. Die in diesen Jahren geschaffenen Neuerungen zum Nutzen
des sich aufschwingenden Fremdenverkehrsstädtchens, wie Kurpark,
Schwimmbad, Stadtgärtnerei, städtische Kleinanlagen, Straßenverbesserungen
und die nie aussetzende Werbung für Fremdenverkehr seien dem
Wohle der Allgemeinheit und vor allen Dingen der Einwohnerschaft zugute
gekommen ..." Weil in Zell größere Räumlichkeiten für Feste und
Treffen - und somit auch für Parteiveranstaltungen fehlen - macht sich der
Bürgermeister in der Bürgerversammlung für den Bau einer Stadthalle
stark. „Wohl befinden wir uns in Kriegszeiten, doch dürfen wir auch hier in
der Aufbauarbeit nicht stillstehen, denn Stillstand bedeutet Rückschritt",
fordert Adrian Kopf19.

Das „Aus" für die Heimatzeitung

Trotz gesteuerter Propaganda und zensierter Berichterstattung dient die lokale
Heimatzeitung „Schwarzwälder Post" auch am Anfang des Dritten


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