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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 480
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Februar 1945: Der Anfang vom Ende

Der 2. Februar hat als katholisches Fest Maria Lichtmeß einen hohen
Stellenwert im Wallfahrtsort Zell am Harmersbach. Zur Mittagszeit gegen
13 Uhr20 nähern sich Tiefflieger vom Kinzigtal her. Schulbuben, die das
Geschehen gespannt beobachten, zählen insgesamt 23 Flugzeuge. Die Fliegerbomben
setzen das Brennstofflager in Richtung Unterentersbach, das
im Alten Wald im Herbst 1944 angelegt worden war, in Flammen. Noch
tagelang brennt das zerstörte Lager. Während des Angriffes wird Max
Meliert, ein in Oberentersbach evakuierter Mann, tödlich getroffen21.

Drei Wochen später fordert am 21. Februar 1945 ein Angriff auf das
Verwaltungsgebäude der Prototypwerke eine Tote: Die 23jährige Telefonistin
Resel Jehle will vor dem angekündigten Luftangriff in den Luftschutzkeller
flüchten, sie stirbt später an den Folgen des Bombardements, durch
das auch einige Häuser in der Nordracher Straße zerstört oder beschädigt
werden. Der Angriff erfolgt gegen 17 Uhr22.

Die Front kommt näher und näher

Im April 1945 kündigt sich das bevorstehende Ende des Krieges immer
mehr an. Im Zeller Nachbarort Nordrach löst die SS am 15. April ein von
ihr betriebenes Entbindungsheim für ledige Mütter auf, die von SS-Angehörigen
uneheliche Kinder erwarteten. Das Haus gehörte seit 1905 der
jüdischen Familie Rothschild und wurde nach der Beschlagnahmung durch
die SS seit Herbst 1942 als „Haus Lebensborn" genutzt23.

Am 15. April 1945 befreien französische Truppen Offenburg, einen Tag
später marschieren sie in Gengenbach ein, am 17. April 1945 in Oberkirch
- Städte, die gerade zwischen zehn und dreißig Kilometer von Zell entfernt
sind. Die Wehrmacht hatte den Einmarsch der französischen Truppen vom
Rhein her nach Osten in den Schwarzwald erwartet, die Befreier marschieren
jetzt jedoch von Nord nach Süd24. Am 18. April 1945 kommt die Front
spürbar nahe durch einen Artillerie-Beschüß auf den Nachbarort Biberach,
bei dem 17 Gebäude zerstört werden. Auch Zell wird bereits von Gengenbach
aus über den Berg mit Artillerie beschossen. Am Abend marschieren
französische Truppen in Lahr ein25.

Der letzte Kriegstag in Zell: 19. April 1945

Der 19. April 1945, ein Donnerstag, ist als schöner Frühlingstag in Erinnerung
geblieben - und als Tag des Einmarsches der französischen Truppen
in Zell. Die kriegsmüde Bevölkerung hoffte auf ein Ende - so oder so.
„Wir wußten nicht, wann es losgeht, wir haben zu dieser Zeit nachts immer
im Keller geschlafen und uns auch tagsüber oft dort aufgehalten", erinnert
sich Luise Neunzig an die Gefühle im April 1945.


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