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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 621
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Mitteilungen

621

Streit zwischen Goldwäschern bei Graueisbaum (1856)

Als im Jahre 1810 die Grundsteinlegung der neuen Scherzheimer Kirche
durch den Architekten Weinbrenner persönlich in Szene gesetzt wurde,
sorgte er dafür, daß die damals gängigen badischen Münzen mit in den
Grundstein eingelegt wurden. Das wertvollste Geldstück war ein badischer
Dukaten mit der Umschrift: „In sabulis Rheni (aus den Sanden des
Rheins)". Diese Auswahl unter den Münzen konnte man als eine Ehrung
der Goldwäscher ansehen, die in den umliegenden Rheinorten diesem Gewerbe
nachgingen.1

Das Goldwäschen war eine Wertschöpfung im eigenen Land. Deshalb
hatte die großherzogliche Regierung auch ein Interesse an diesem Gewerbe
. Es sollte in möglichst großem Ausmaß betrieben werden. Aber die
Behörde wollte die Kontrolle über die Goldwascher behalten. Sie setzte
deshalb den Bürgermeister Knobloch von Eggenstein zum Goldwaschinspektor
ein2 (14. 5. 1817). Die Gemeinde selbst mußte einen Gemeinde-
goldwaschaufseher bestellen. Wer Gold waschen wollte, bewarb sich bei
seiner Gemeinde um eine Genehmigung. Er wurde dann zu gegebener Zeit
bestellt und verpflichtet. Die Bürgermeister mußten ein Verzeichnis der
Goldwäscher anlegen. Diese verpflichteten sich ihrerseits, das gewonnene
Gold zu einem Festpreis an den Staat abzuliefern und die Waschvorschriften
einzuhalten. Sie durften z.B. nicht im Wasser arbeiten.

Im Jahre 1830 gab das Bezirksamt Rheinbischofsheim einen Überblick
über das Goldwaschen in seinem Amtsbereich.3 Danach beschäftigte sich
in Lichtenau niemand mit dem Fischen oder Gold waschen. Dagegen sind
„in Graueisbaum fast alle Gemeindebürger als Fischer oder Goldwascher
tätig". Ihre Arbeit wird auch jenseits des Talwegs, innerhalb der Gemarkungsgrenzen
, nicht behindert. Dieser Sachverhalt war im Staatsvertrag
vom 29. 11. 1827 geregelt. Als Arbeitsbereich stand den Goldwäschern
nur die eigene Gemarkung zur Verfügung. Doch wenn die Bürger der
Nachbargemeinden keinen Gebrauch von ihrem Recht machten, konnten
die Nachbarn auch in diesem Gelände arbeiten. Auf diese Weise war es
den Grauelsbaumern möglich, auch in den am Rhein gelegenen Gemarkungsteilen
von Lichtenau und wahrscheinlich auch Scherzheim Gold zu
waschen.

Die Grauelsbaumer Goldwäscher waren durch ihren geringen Grundbesitz
gezwungen, ihre wirtschaftliche Existenz neben der Fischerei ganz auf
diese Arbeit aufzubauen. Das gewaschene Rheingold war Nahrung, Kleidung
und Obdach in einem. Die Menschen waren dadurch in allem, was
mit diesem Gewerbe zusammenhing, sehr sensibel. Negative Einwirkungen
im Bereich des Goldwaschens konnte Hunger bedeuten.

Nur wenn man sich diesen Umstand vergegenwärtigt, ist die nachfolgend
beschriebene Szene zu verstehen:


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