Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 635
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0635
Gedächtnisrede auf Robert Blums Tod

635

Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr', Kind und Weib:

Laß fahren dahin,

Sie haben nicht Gewinn!
Das Reich muß uns doch bleiben.

Amen.

Wenn wir uns in schwerem Kampfe um das Irdische durch die Sorgen einer
Woche hindurchgerungen haben, und der letzte Tag derselben hat sich
geneiget - welche Sehnsucht, meine Freunde, erfüllet dann das Christenherz
? Gewiß, uns einmal wieder zu retten aus dem Gewühle des Lebens,
und der ewigen Vaterliebe Gottes an das Herz zu werfen, und an dem Unvergänglichen
, Ewigen die müdgewordene Seele zu erquicken. Und wenn
wir im Jammer eines großen Elendes, das uns, unsere Familie oder unsere
Gemeinde drückt, wieder jene Werktage hinter uns haben, wenn Krankheit
der Unsern, der traurige Blick in die Zukunft, das stockende Gewerbe, der
abnehmende Wohlstand des Hauswesens, ein herannahendes Alter, Feindschaft
und Verfolgung der Menschen die letzten bangen Gedanken waren
nach der Woche Mühen und Lasten: was ist dann wieder unsere Zuflucht
am Tage der Ruhe? Ist es nicht wieder das alte Gottesherz, das wir so laut
und deutlich schlagen hören aus den Worten des unvergänglichen Evangeliums
? - Oder gar, wenn die Schläge des schwülen Gewitterlebens furchtbarer
kommen, wenn sie nicht die Person des einzelnen armen Menschen
allein, nicht allein Weib und Kind, nicht allein die Gemeinde treffen und
beugen und verzagt machen - nein, wenn sie ein ganzes Volk zermalmen
wollen, wenn es der Erde gilt, die uns bisher getragen und ernährt, wenn
das geliebte, theure Vaterland von furchtbarem Gewittersturme erschüttert
und in seinen Grundvesten bedroht wird, wenn seine und unsere Zukunft
so düster, o so jammervoll düster vor uns liegt, und seine besten Söhne im
Kampfe für ein freieres Dasein ihr Herzblut geopfert - o, daß ich es sagen
muß, wenn die Erde bald Nichts mehr ist, als ein großer Sarg, der Freiheit
und der Kraft, und es fast nicht mehr der Mühe werth ist, zu leben - wohin
willst du dich nun wenden, verwaistes Menschenherz, das nicht allein für
sich, das auch für deine Mitbrüder, für dein Volk, für dein verwundet, blutend
Volk schlägt? Wohin? - Allerbarmender Gott, wenn Trübsal da ist, so
suchet man dich, und wenn du sie züchtigest, so rufen sie ängstiglich! - So
ist auch der heutige Sonntag, trüb und traurig aus dem Osten über unsern
Bergen aufgegangen; sein kalter, blutigrother Morgenstrahl kann uns nicht
erquicken, nicht trösten - aber ist er nicht der Auferstehungstag des Herrn?
O so wollen wir niederfallen vor Deinem Throne, Du Allerhöchster, laß
Dich finden, laß Dich finden - wenn wir nur Dich haben, so fragen wir
Nichts nach Himmel und Erde! Und wir haben Dich! - Jenes alte, heilige
Buch erzählt uns wieder, daß Du lebest, Dein Sohn zeuget noch heute von


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0635