Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 651
(PDF, 123 MB)
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Buchbesprechungen und Hinweise

651

on in der Schriftenreihe des Karlsruher
Stadlarchivs nun ermöglicht.

Der Einsatz dieser Frau für die Sache
der Demokratie brachte ihr nur kurzen
Ruhm: ein auf sie verfaßtes Gedicht erschien
im Juni 1849. Dieses Engagement
brachte ihr aber auch eine lange Zeit der
Verfolgung und Entbehrung ein. Sie zählte
zu den wenigen Frauen, die für ihren Einsatz
monatelange Gefängnishaft erhielten.
Was haben die gescheiterten Idealisten
nach 1849 gemacht, wie haben sie sich
durchs Leben geschlagen? Hier ist ein
paradigmatischer Lebenslauf nachzulesen.

Auch nach dem Scheitern blieb Henriette
Obermüller ihren Idealen treu. Nach
dem Tod des ersten Mannes Gustav heiratete
sie den Revolutionsteilnehmer und
Gelehrten Jakob Venedey (Abgeordneter
der Frankfurter Paulskirche), dem seine
Forschungen aber kaum etwas einbrachten
(„Wieder hatten wir kein Geld. Venedey
trug seine Uhr nach Mannheim aufs
Leihhaus, um Holz kaufen zu können",
158). So wurde Henriette Obcrmüller-Venedey
kurz entschlossen Unternehmerin,
kaufte etwas Gelände und gründete bei
Badenweiler ein „Rasthaus", mit dessen
Erträgen sie die Familie über Wasser hielt.

Das Bewegende an diesen Aufzeichnungen
sind nun in erster Linie nicht die
politischen Ereignisse, die sie aus nächster
Nähe verfolgen konnte. Das Buch
wird aus anderem Grund bedeutend, weil
es nämlich die alltägliche Wirklichkeit
zeigt, die Privatheit der Gefühle und Empfindungen
und zwar in einer ungeschminkten
Ehrlichkeit, die selbst Lächerlichkeit
und Eitelkeit nicht ausschließt:
„Ich hatte nicht gedacht, daß ich Weihnachten
, Neujahr im Gefängnis sein könnte
und nun wäre ich noch gerne länger da
geblieben. Wenige Tage nach Neujahr
kam ein jung Officierchen zu mir in die
Zelle, bat um die Erlaubnis, mich abzuzeichnen
, er hatte ein Zeichenheft bei
sich." (141) „Ich hatte einen schwarzen
Samthut mit schwarzer Feder auf, ein
schwarz Atlas Kleid, hoch am Halse zu

mit weißem Spitzenkrägelchen, eine goldene
Tasche, einen sehr reichen Schal und
feine Stiefelchen an, ich war damals noch
jung und muß sehr schön gewesen sein,
wenigstens sagte man es mir. Mir selbst
lag wenig daran. Aber wer mich sah, vergaß
mich nicht mehr. . ." (136)

Liebe und Freundschaft, tiefe Gefühle
und banale Gedanken, aristokratisches
Milieu und bitterste Armut - es ist alles
unverstellt echt und authentisch in diesem
Dokument, so daß sich jede Kritik verbietet
. Viele Personen der badischen Zeitgeschichte
treten auf (Struve, Hecker, Brentano
, Großherzog, usw.) und ebensoviele
Orte aus dem revolutionären Baden (etwa
Lahr oder Offenburg) sind genannt, die
man über zwei sorgfältig angelegte Register
finden kann.

Bedeutende Dokumente und dazu von
hoher ästhetischer Qualität sind auch die
Fotografien des Anhangs: die hochwertige
Duplex-Qualität der alten Bilder vermittelt
etwas von der Aura dieser bemerkenswerten
Frau.

Die Bibliographie im Anhang ist auf
dem neuesten Stand und bietet einen
schnellen Zugriff auf aktuelle Literatur.
Kritisiert werden könnte höchstens die gewählte
Reihenfolge der Edition: die Tagebücher
schildern die zweite Lebenshälfte,
die Lebenserinnerungen enthalten die
Schilderungen der Revolutionszeit, und
deshalb wäre eine Umstellung logisch gewesen
. Martin Ruch

Schüssler, Kristian-Heinrich: Waltersweier
. Vom Bauern zum Nebenerwerbs-
Landwirt. Vom Dorf zum Stadtteil. Offenburg
: Stadt Offenburg Ortsverwaltung
Waltersweier 1999, 584 S. Anhänge
, Literatur und Quellen. Leinen
DM 45,- , Taschenbuch DM 29,-.

Seit dem Jahre 1977 wartete man in
Offenburg-Waltersweier auf eine Ortschronik
. Im Jahre 1992 wurden erste Ansätze
dazu in Angriff genommen. Eine


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