Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 103
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0103
Laute, Formen, Wörter, Sprachen

103

über den Schwarzwaldkamm fort, indem sie ihn von Norden nach Süden
gewissermaßen gestaffelt durchqueren. Somit kann konstatiert werden, daß
der nördliche und mittlere Schwarzwald in unterschiedlicher Stärke dem
Einfluß fränkischer Spracherscheinungen ausgesetzt war, die sich unterschiedlich
weit nach Süden vorgeschoben haben.

Die westliche ,Schwarzwaldschranke' (Karte 3)

Die Auswertung des SSA-Materials hat erstmals klar gezeigt, daß der gesamte
Schwarzwald von Sprachbewegungen unberührt blieb, die von Westen
bis an die Talausgänge des Wiesen-, Münster-, Höllen-, Elz-, Glotter-,
Kinzig- und Renchtals vordrangen und dort zum Stehen kamen. Vereinzelt
sind aber auch Sprachveränderungen weiter in die Täler eingedrungen. Andererseits
können die Schwarzwaldtäler in einzelnen Fällen als Rückzugsgebiete
für einst in der Ebene vorhandene Lautgesetze gelten. Hierbei
kommt sowohl die naturräumliche Grenze von Ebene und Tälern wie auch
der Aspekt der Talgemeinschaften zum Tragen, die geschlossene Verkehrslandschaften
mit eigenen Marktzentren bildeten und sich von der Ebene
durch eigene Siedlungs- und Hausformen, andere Wirtschaftsstrukturen,
Erbsitten und Trachten abhoben.

Folgen wir zunächst der ,Grünen Straße', der Bundesstraße 31, die von
Breisach am Kaiserstuhl über Freiburg nach Buchenbach ins Höllental
führt. Die Vergleichswörter ,Saft\ ,essen', ,schlafen', ,Sträßlein' und
,Haus' sind so gewählt, daß sie auf unterschiedliche mittelhochdeutsche
Laute zurückgehen und einen ersten Überblick über die sprachlichen Gegensätze
von Rheintal (Breisgau) und Schwarzwaldtal (Dreisamtal/Höllental)
erlauben. Fragen wir diese Wortreihe in Breisach ab und setzen dahinter
die Antworten aus Buchenbach im Dreisamtal, erhalten wir folgende Gegensatzpaare
: Säft/Saft (SSA II/1.50), ässe/ässe (SSA II/3.02), schloofe/
schlddfe (SSA 11/20.50), Streeßli/Strääßli (SSA 11/21.04), Hüüs/Huus. Der
Verlauf der Säft-Saft-L'ime ist in Karte 3 eingezeichnet und steht weitgehend
stellvertretend für die anderen Gegensätze. In der nördlichen Rheinebene
endet dieser Gegensatz etwa an der Bruuder-Bruader-L'ime. Am
südlichen Hochrhein hat der Dinkelberg die Lautungen der Ebene übernommen
, grenzt sich also ab gegen das Wiesen- und Wehratal. Fahren wir
jedoch von Offenburg durch das Kinzigtal Richtung Schiltach, treten zum
Gegensatz ä/a-ä/ä-oo/dd-ee/ää noch zwei weitere hinzu. Bei den Wörtern
.groß' (SSA 11/22.00) und ,größer' (SSA 11/23.00) ergibt die Abfrage in
Zell am Harmersbach noch geschlossenes grooß und greeßer, in Steinach
aber schon offenes grooß und grääßer. Diese geöffnete Aussprache z. B.
auch für Brodt und Schnää ist kennzeichnend für die Täler des mittleren
und z. T. auch noch des nördlichen Schwarzwaldes. Am Schwarzwald-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0103