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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 107
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Laute, Formen, Wörter, Sprachen

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geprägt erscheint diese Grenze auch in ihrem mittleren Teil zwischen dem
oberen Murgtal und dem oberen Kinzigtal, wie die Karten 74-79 im KDA
belegen. An dieser Grenze treffen vor allem naturräumliche Gegensätze
und die sich daraus ableitenden unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen,
Erbsitten und Bräuche wie auch politische Grenzen (Württemberg/Markgrafschaft
Baden, Vorderösterreich, Einfluß von Straßburg) aufeinander.
Südlich der Wutach bildete neben der Flußgrenze die Grafschaft Bonndorf
die Herrschaftsgrenze gegen die sich nördlich anschließende Landgrafschaft
Baar (Fürstentum Fürstenberg) und war territorial mit dem reichsunmittelbaren
St. Blasischen Gebiet verbunden und sprachlich demzufolge
nach Südwesten orientiert.

Zwei bereits genannte Teilabschnitte der östlichen Schwarzwaldschranke
sind also zu unterscheiden: der von Norden kommende Abschnitt bis
nach Schiltach im oberen Kinzigtal und der sich anschließende südliche
Abschnitt bis nach Gündelwangen am Austritt der Wutach aus dem
Schwarzwald. Die Baarmundarten bilden ein Übergangsgebiet zwischen
dem Oberrheinischen, dem Schwäbischen und dem Südalemannischen.
Betrachten wir zunächst die dichte Grenze des nördlichen Abschnittes.
Wählen wir im Nordschwarzwald die beiden Orte Hundsbach und Obertal.
Hier prallen das Oberrhein-Alemannische und das Schwäbische hart aufeinander
: Ältere oberrheinische Monophthonge in Wüb, Huus, Hiiser,
,Weib', ,Haus' und ,Häuser' stehen neueren schwäbischen Diphthongen
Weib, Horn, Heiser gegenüber. Die Kurzvokale Zit, Hut, Lit ,Zeit', ,Haut',
.Leute', aber auch wiß, sufe, ficht ,weiß', ,saufen', ,feucht' stoßen auf die
Diphthonge Zeit, Haut, Leit und weiß, soufe, feicht. Schwarzwälderisch
Wääg ,Weg' bleibt in Obertal jedoch erhalten und wird nicht zu schwäbischem
Wäag „gebrochen", wohingegen Gaiß ,Geiß' aber zu westschwäbischem
Goaß verändert wird. Etwas anders sehen die Verhältnisse zwischen
dem Schwarzwaldrandort Rötenbach und der Baarhauptstadt Donaueschingen
aus. Die bereits als Wälder bezeichneten Rötenbacher schließen sich
den genannten oberrheinischen Lautungen, so auch im Falle von kurzem
Zit, Hut und Lit, an. Allerdings sprechen sie - wie der gesamte Südschwarzwald
- langes wiiß, suufe und flicht. Ganz anders nun die Verhältnisse
in der Stadt an der Donauquelle. Hier hört man nun alle Kurzvokale
lang, so auch Ziit, Huut und Liit, und zudem noch das schwäbische Wäag
und westschwäbische Gdaß. Mit dieser Lautkonstellation erweist sich die
Baar als typisch alemannisch-schwäbischer Übergangsraum. Doch auch
der mittlere Schwarzwald blieb von schwäbischen Einflüssen nicht verschont
. So hat sich beim Zeitwort ,gehen' die gesamtschwäbische Aussprache
gou/gau bis ins obere Bregtal nach Furtwangen und bis nach Hinterzarten
am westlichen Steilabfall des Schwarzwaldes vorgeschoben. Der
südliche Schwarzwald trennt sich hier scharf vom mittleren durch die Aussprache
god ab.


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