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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 108
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108

Ewald AI Hall

Zur Entstehung der Mundarten im Schwarzwald

Nachdem nun die Mundarten des Schwarzwaldes weitgehend von den
übrigen Mundartlandschaften abgegrenzt wurden, muß mit Recht festgestellt
werden, daß wir nicht pauschal von einer Schwarzwaldschranke (im
Sinne Fr. Maurers) sprechen können. Die Schwarzwaldmundarten werden
im Westen von der badischen Rheinebene durch ein westliches Linienbündel
, im Osten an der naturräumlichen Grenze zur Baar und zu den Oberen
Gäuen von einem östlichen Linienbündel getrennt. Diese beiden Bündel
können als westliche und östliche Schwarzwaldschranke bezeichnet werden
, womit den Schwarzwaldmundarten eine nachweislich größere Eigenständigkeit
bescheinigt wird, als dies bisher der Fall war. Auch stellt sich
der Schwarzwald in einigen Fällen als Rückzugs-, in anderen als Neuerungsraum
dar. Das ändert nichts an der Tatsache, daß die Mundarten des
Schwarzwaldes von Norden nach Süden zunehmend unter alemannischen
Einfluß geraten oder umgekehrt von Süden nach Norden zunehmend fränkischer
werden. Wie ist nun aber dieser „Mundartraum Schwarzwald" entstanden
?

Mit Auswertung der 218 Karten des „Historischen Südwestdeutschen
Sprachatlasses" (= HSS) konnte erstmals mehr Licht in ein Kapitel der
alemannischen Sprachforschung gebracht werden, das bis dahin weitgehend
im Dunkeln lag: der geschichtlichen Herausbildung der alemannischen
Dialektlandschaften. Als Materialgrundlage zu diesem Atlas wurden
etwa 350 Besitz- und Abgabenverzeichnisse (= Urbare) des 14./15. Jahrhunderts
untersucht, um die damaligen Schreibgewohnheiten im deutschen
Südwesten zu erfassen und aus ihnen Rückschlüsse auf die Dialekte vor
500 Jahren zu ziehen. Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse bietet
K. Kunze, einer der Mitarbeiter und Mitherausgeber des Atlasses, im
7. Kapitel des „Kleinen Dialektatlasses". Demnach haben vorwiegend zwei
große historische Prozesse und in deren Folge auch sprachliche Bewegungsrichtungen
zur Herausbildung des heute dreigeteilten alemannischen
Mundartareals geführt: die jahrhundertelange Frankonisierung des Oberrheintals
und die Herausbildung der schwäbischen Sprachlandschaft im
Zuge der politischen Konstituierung Altwürttembergs. Seit der Niederlage
der Alamannen (hier in der Schreibweise der Historiker) gegen die Franken
um 496/7 (bei Zülpich) und dem sogenannten „Blutgericht zu Cannstatt
" 746 mit dem Untergang des (älteren) alemannischen Herzogtums
nahm das Oberrheingebiet sprachliche Neuerungen aus dem Fränkischen
auf, die dann „aus verschiedenen Gründen zu verschiedenen Zeiten in verschiedener
Höhe liegen" blieben und heute die uns bereits bekannten
„Rheinstaffeln" bilden. Auf fast der Hälfte der Karten kann K. Kunze tendenziell
den Verdrängungsprozeß von alemannischen Schreibformen durch
fränkische beobachten, was ihn schlußfolgern läßt, „daß sich das Ober-


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