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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 109
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Laute, Formen, Wörter, Sprachen

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rheingebiet durch die Frankonisierungsprozesse als erste eigenständige
Sprachlandschaft des Alemannischen schon spätestens im 14. Jahrhundert
herausgebildet hatte, während das Schwäbische zusammen mit dem Südalemannischen
noch weitgehend eine Einheit bildete". Das Schwäbische
seinerseits beginnt sich erst im 14./15. Jahrhundert als eigenständige
Sprachlandschaft zu konstituieren, „wohl nicht zuletzt als Folge der Herausbildung
des Territoriums Altwürttemberg, die den Abbau der schwäbisch
-südalemannischen Gemeinsamkeiten förderte".

Bei diesen beiden zeitlich aufeinanderfolgenden Prozessen kam dem
Schwarzwald als Verkehrs- und Kommunikationsschranke eine wichtige
Rolle zu. Während die fränkischen Nord-Süd-Wellen am Oberrhein als
„Rheinstaffeln" bis in das obere Markgräflerland und den elsässischen
Sundgau vordrangen, blieben die vom Elsaß kommenden West-Ost-Bewegungen
an der westlichen Schwarzwaldschranke hängen. Die schwäbischen
Einflüsse wurden fast gänzlich an der östlichen Schwarzwaldschranke
und an der Wutachgrenze gestoppt. Das Südalemannische wurde zu
großen Teilen von diesen oberrheinischen und schwäbischen Neuerungen
nicht erreicht. Lediglich das Markgräflerland weist Einflüssse (vgl. die
Säfi-Saft-Lime) aus dem Elsaß auf, die sich auch in der Nordwestschweiz
fortsetzen. Das Alemannische im Südschwarzwald ist durch starke Konser-
vativität gekennzeichnet. Hierbei mag die Grafschaft Hauenstein oder -
wie das Gebiet seit Viktor von Scheffel genannt wird - der Hotzenwald eine
bewahrende Rolle gespielt haben. Zur politischen Stabilisierung und bewußten
sprachlichen Abgrenzung des Südalemannischen haben insbesondere
auch die Ablösung der schweizerischen Eidgenossenschaft (Schwabenkrieg
1499) vom Deutschen Reich und die Durchführung der Reformation
beigetragen.

Will man einen Bewohner des Schwarzwaldes nun einerseits von einem
Schwaben und Baarener unterscheiden, andererseits aber auch von einem
Oberrheintäler, so bietet sich zunächst das einfache Wörtchen ,Weg4
(Karte 3, Kartenlinie 3) an. So besitzen das Schwäbische, die Baar, der Hegau
und der Bodensee den gebrochenen Zweilaut Waag, der gesamte
Schwarzwald (außer den südfränkisch beeinflußten Teilen des Nordschwarzwaldes
) den Langvokal Wääg und die Oberrheinebene die überoffene
, mit dem Elsässischen übereinstimmende Aussprache Wääg, die ursprünglich
gemeinsam mit der Säft-Saft-Lime verlief, heute jedoch - unter
standardsprachlichem Einfluß - weiter nach Westen gedrängt wurde.

Der in diesem Aufsatz versuchte Überblick konnte lediglich die wichtigsten
Lautgrenzen nachzeichnen, die quer als „Rheinstaffeln" und längs
als West-Ost-Gegensätze durch den Schwarzwald verlaufen. Doch mag
diese Auswahl genügen, um die Herausbildung der Schwarzwaldmundarten
nachvollziehen und deren teilweise Eigenständigkeit belegen zu können
. Ein vollständiges Gesamtbild, das auch die unterschiedlichen gram-


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