Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 140
(PDF, 140 MB)
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Reiner Vogt

4) Im gemeldem Jar hatt der wolgeporn Graff zu Wißensteig 62 Hexen
inn dem Feyher vom Leben zum Thott richten laßen, welche
jnn die 500 Menschenkinder und Alte, auch Fiech gethotet und
geschedigtt haten.

Schließlich beinhaltet das Dorfbuch noch einige kleinere Aufzeichnungen
zu örtlich bedeutenden Begebenheiten:

Der möglicherweise erste aktuelle Eintrag berichtet vom Brand von
Niederachern, welcher am 30. April 1495 das Dorf in Schutt und Asche
legte. Allerdings nennt diese Nachricht weder die Ursachen noch die mit
Sicherheit verheerenden Folgen für Mensch und Tier. Wahrscheinlich
zogen der Oberacherner Heimburger und sein Bauernzwölfer aus dieser
Katastrophe die Konsequenz, die Dorfordnung um den Abschnitt mit den
Hausleitern, die jedes Haus haben mußte, zu ergänzen.

Die Nachricht, daß bereits 1651 im Oberacherner Wasserschloß Steine
geholt wurden, ist ein Indiz dafür, daß der ehem. Sitz der Vögte des Gerichtes
Achern während des Dreißigjährigen Krieges zerstört und in zunehmendem
Maße als Steinbruch genutzt wurde.

1556 wurde in Niederachern ein Krankenhaus errichtet - das sogenannte
„Gutleuthaus". Anlaß dafür war das Schicksal der mit dem Aussatz befallenen
Niederacherner Bürgerin Apollonia Weillund - Witwe des Jörg
Weillund aus Schwarzach. Weil die anderen Krankenhäuser des Gerichts
„abgegangen" waren, entschlossen sich die fünf Gemeinden des Gerichts
- „Underachern, Oberachern, Enspach, Vautenbach und Gamßhurst" -
zum Bau des Gutleuthauses, in welches weitere kranke Bürger der genannten
Gemeinden ihren Aufenthalt haben sollten. Der Anteil, den die Bauernschaft
von Oberachern zu tragen hatte, betrug neun Pfund, acht Schilling,
fünf Pfennig und ein Heller!

Eine weitere Nachricht zu diesem Themenbereich ist mit Sicherheit der
Ursprung für den heute noch geläufigen alemannischen Spottnamen der
Acherner (nur heutige Kernstadt): „Pflasterschisser". Dieser Ausdruck
liegt darin begründet, daß die Gemeinde Niederachern im Jahre 1567 die
Straße zwischen der Vögtei und dem Rathaus gepflastert hatte. Wenn man
die Verhältnisse in der damaligen Zeit betrachtet, als in den Straßen sämtliche
Haustiere frei herumliefen, dann kann man sich vorstellen, in welchem
Zustand sich dieses gepflasterte Stück den auswärtigen Besuchern präsentierte
.

Als weitere innerörtliche Begebenheiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert
stehen im Dorfbuch u.a. Einzelheiten von der Errichtung des Pfarrhofes
und des Kirchturmaufsatzes der Stefanskirche in den Sechzigerjahren
des 18. Jahrhunderts, die Aufteilung des Eichwaldes auf die Bürger Ober-
acherns zum Weinanbau 1790 und der Bau der Straße von Kappelrodeck
nach Achern im Jahre 1811.


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