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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 198
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Ulrich Coenen

Auf der tieferen Terrasse am Römerplatz wurden bei den bereits erwähnten
Bauarbeiten zwischen 1869 und 1900 weitere Bäder entdeckt, die
aber nur zufällige Ausschnitte einer wesentlich größeren Thermenanlage
sind. Der heutige Zugang des Bades, das neben der bereits erwähnten Tiefgarage
am Römerplatz konserviert wurde, liegt etwa einen Meter tiefer als
das römische Gehniveau und erlaubt einen hervorragenden Einblick in die
Konstruktion der Unterboden- und Wandheizung. Ein alter Eingang führte
vermutlich aus tieferliegenden Räumen über eine Treppe von Osten in die
als Ruine erhaltene Anlage. Diese besteht aus einem tonnengewölbten
Heizraum (Praefurnium) an der Nordseite, von hier aus wurden die drei
erhaltenen Räume beheizt. Über die Treppe erreichte der Besucher einen
rechteckigen Raum (ca. 13,1 x ca. 4,6 Meter), an den im Westen zwei
ebenfalls rechteckige Räume (ca. 6 x 10 m) mit Apsiden anschließen. Nach
Süden folgten weitere Räume, die nach der Ausgrabung wieder zugeschüttet
wurden. Die Aufgabe der Anlage ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Heinz vermutet, daß es sich bei den beiden Apsidenräumen um Caldarien
handelt, an die südlich das Sudatorium anschließt; die beiden Räume im
Westen deutet er als Tepidarien.30 Apodyterium und Frigidarium müßten
östlich davon gelegen haben und sind nicht erhalten.

Wie die römischen Thermen auf dem Florentinerberg ausgesehen haben
, läßt sich aufgrund der Ausgrabungen, die wegen der mittelalterlichen
Überbauung nur ein unvollständiges Bild ergeben, nicht mit Sicherheit sagen
. Weil im nur 145 Kilometer entfernten Badenweiler ab 75 n. Chr. trotz
des mit 26,2 Grad Celsius verhältnismäßig kalten Thermalwassers eine
aufwendige, 93 Meter lange Doppelreihenanlage entstand,31 muß man in
Baden-Baden angesichts der für mediterrane Menschen in einer rauhen
Umgebung sehr angenehmen Wassertemperaturen von einem eher größeren
Bad ausgehen. In der Tat erinnern die Ruinen auf den Terrassen des
Florentinerberges an den bedeutendsten Kurort im römischen Imperium,
Bajae. Dort entstand an einem Berghang innerhalb mehrerer Jahrhunderte
ein Thermenbereich mit zahlreichen Einzelbauwerken, deren Zusammenhang
heute nur noch schwer nachvollziehbar ist. Natürlich darf man in der
germanischen Provinz keinen Kurort von ähnlichen Dimensionen und mit
Bauwerken von ähnlicher künstlerischer Bedeutung erwarten, die Parallelen
sind aber unübersehbar.

Badekultur vom Mittelalter bis zum Barock

Prachtvolle Badebauten wie in der römischen Antike gab es im deutschen
Mittelalter nicht. Wie lange die römischen Thermen nach dem Zusammenbruch
des Imperiums nördlich der Alpen in Betrieb blieben, ist nur in Ausnahmefällen
bekannt. Wie Einhard, der Biograf Karls des Großen, im Jahr
814, also kurz nach dem Tod des Monarchen, berichtet, wählte der fränki-


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