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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 206
(PDF, 140 MB)
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Ulrich Coenen

Münster. Wie das bisher bekannte Werk Dernfelds zeigt, beherrschte der
Bezirksbaumeister zwei historisierende Stile meisterhaft und schuf in deren
jeweiliger Formensprache vollendete Kunstwerke.

Direkte Vorbilder für das Friedrichsbad sind das Raitzenbad in Budapest
und das Graf-Eberhardsbad (heute Palais Thermal) in Wildbad (Kreis
Calw), die Dernfeld während seiner Reise mit Dr. Frech zu den bedeutendsten
Kurorten Deutschlands und Österreich-Ungarns kennenlernte.49 Das
Eberhardsbad in Wildbad, das 1840 bis 1847 nach Plänen Nikolaus
Friedrich von Thourets (1767-1845) entstand, ist das erste repräsentative
Gesellschaftsbad der nachantiken Zeit in Deutschland. Der Klassizist
Thouret entwarf den streng geschlossenen, zweigeschossigen Bau über
rechteckigem Grundriß mit Fürsten-, Herren- und Frauenbad sowie Einzel
- und Dampfbädern, die um einen Innenhof gruppiert sind, mit Anleihen
an den modernen Rundbogenstil des Heinrich Hübsch. Im Inneren finden
sich Reminiszenzen an byzantinische und maurische Formen, die beim
Umbau des Badehauses und der Überdachung des Innenhofs durch die
Architekten Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle 1896 bis 1901 extrem verstärkt
wurden.50 Im Königreich Württemberg wurde mit dem Bau des
Eberhardsbades eine Entwicklung eingeleitet, die für die Bäderarchitektur
in ganz Deutschland maßgeblich wurde und auch auf Dernfelds Konzept
für das Friedrichsbad großen Einfluß hatte.

Das Raitzenbad in Budapest entstand 1866 bis 1873 im Auftrag des
Arztes Dr. J. N. von Heinrich nach Plänen von Nikolaus Ybl (1814-91),
dem angesehensten Architekten der Stadt. Heinrich hatte das heruntergekommene
Bad, das auf das bereits im Mittelalter bekannte „Königliche
Bad" zurückgeht, 1860 erworben und ließ es durch Ybl ausbauen. Ybl war
gehalten, sich an den historischen Baubestand zu halten und so bildet die
langgestreckte, unregelmäßige zwei- bis viergeschossige Anlage in Grund-
und Aufriß ein kompliziertes Gebilde verschiedener Baukörper. Die Fassaden
sind betont schlicht und konnten der Baden-Badener Kommission, die
das Raitzenbad während der Umbauarbeiten besichtigte, keine Anregungen
geben. Im Gegensatz dazu stehen die großen, aufwendigen Gemeinschaftsbäder
im Inneren, die sich an antiken römischen Vorbildern orientieren und
Dernfeld stark beeinflußt haben.

Von seiner bereits erwähnten Studienreise nach Italien kannte der Bezirksbaumeister
auch die antiken Thermen, deren archäologische Erforschung
im 19. Jahrhundert immer stärker in den Mittelpunkt des Interesses
rückte. Er konnte deshalb nicht nur auf die persönliche Anschauung der
Ruinen der Kaiserthermen, sondern auch auf Fachliteratur zurückgreifen.
Bereits 1807 erschien Engelbert Wichelhausens Buch über die antiken
Bäder,51 1828 folgte der Prachtband von G. A. Blouet.52 Natürlich waren
Dernfeld ebenfalls die Ausgrabungsberichte August von Bayers über die
römischen Bäder in Baden-Baden bekannt. Die Therme in Badenweiler


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