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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 212
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Ulrich Coenen

nicht erhalten) ruhen. Die originale Ausmalung der Gewölbe ging verloren,
die heutige Gestaltung mit Blattornamenten stammt aus dem frühen 20.
Jahrhundert. Bei einer Bauuntersuchung entdeckte der Restaurator Herbert
Kurz aus Rastatt-Ottersdorf 1980 die übermalte ältere Fassung.64 Vom Vestibül
schreitet der Besucher über die große Treppenanlage zunächst zu einem
Podest, von dem aus zwei Treppenarme rechtwinklig zu zwei weiteren
Podesten und dann gegenläufig ins Obergeschoß führen. Dort befinden
sich die 60 Meter lange und 9,30 Meter breite Wandelhalle und das Gesellschaftsbad
, in Anlehnung an Dr. Barter später Römisch-Irisches-Bad genannt
. Die Wandflächen des quadratischen Treppenhauses werden durch
jeweils vier bräunlich-marmorierte (ursprünglich graue) Pilaster mit
Kompositkapitellen gegliedert, die durch ein Gesims abgesetzte Rundbögen
tragen. Im mittleren Bogen über dem zentralen Podest befand sich
bis zur weißen Übertünchung des ursprünglich farbig gefaßten Treppenhauses
im Jahr 1950 eine Inschrift, die in den antiken Caracallathermen in
Rom gefunden wurde: „Curae vacuus hunc adeas locum, Ut morborum
vacuus abire queas. Hic enim nunc curatur qui curat." (Betritt diesen Ort
frei von Sorgen, damit du ihn frei von Krankheiten verlassen kannst. Hier
nämlich wird jetzt geheilt, wer sich darum bemüht.) Diese Inschrift ist direkter
Hinweis auf die Vorbildfunktion des römischen Denkmals, das von
einem Kaiser errichtet wurde, der sich, wie erwähnt, um den Ausbau der
antiken Thermen in Baden-Baden Verdienste erworben hat.

Im Untergeschoß sind entlang der Vorderfront tonnengewölbte Räume
mit teilweise erhaltenen Wannen- und Wildbädern untergebracht. Die da-
rüberliegende Wandelhalle mit Spiegeldecke und Stichkappen, die eine ins
Gebäude integrierte Palästra darstellt (eine externe nach dem Vorbild der
Kaiserthermen macht angesichts der nördlich der Alpen üblichen Witterung
keinen Sinn), besitzt entsprechend der Risalite der Hauptfassade zwei
Seiten- und einen Mittelpavillon. Der aufwendig gestaltete Mittelpavillon
über quadratischem Grundriß (10 x 10 m) trägt eine Kuppel, die auf eingestellten
, nach dem „Palladio-Motiv" gestalteten Bögen ruht. Entsprechende
Bogenstellungen haben die Seitenpavillons, die heute durch Türen von
der Wandelhalle abgetrennt sind, und die die Solarien des Gesellschaftsbades
beherbergen. Der Brunnen mit einem muschelblasenden Knaben im
mittleren Pavillon ist ebenso wenig erhalten wie die originale Ausmalung
des Raums, in den Pendentivs der Kuppel wurden bei der Restaurierung
1980/81 vier Medaillons mit den vier Elementen des griechischen Mathematikers
Euklid (Feuer, Luft, Wasser, Erde) in Gestalt von Nymphen, in
grau auf rotem Grund gemalt, wiederhergestellt. Sie stammen von Th.
Kemmer, einem Schüler der Karlsruher Kunstschule.

In die Männer- und Frauenabteilung des Gesellschaftsbades führt vom
Treppenhaus aus jeweils eine kurze einläufige Treppe. Das Fußbodenniveau
dieser zentralen Einrichtung liegt höher als das der Wandelhalle, weil die


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