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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 216
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Ulrich Coenen

extrem ungünstigen Bauplatz zwischen Friedrichsbad und dem Kloster
zum heiligen Grab. Nicht nur einige Bürgerhäuser, sondern auch das Armenbad
mußten wieder einmal abgerissen werden.70 Um dessen Betrieb
nicht zu unterbrechen, wurde 1888 bis 1890 - noch vor dem Bau eines repräsentativen
Frauenbades - das Landesbad, wie das Armenbad nun genannt
wurde, errichtet.

Architekt war Josef Dürrn (1837-1919).71 Der Sohn eines Karlsruher
Schneidermeisters studierte an der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt
und legte 1860 die Staatsprüfung ab. Nach Bildungsreisen, unter anderem
nach Italien, Griechenland, Frankreich und Ägypten, war er seit
1862 als Architekt in Karlsruhe tätig und wurde 1868 als Professor an die
dortige Hochschule berufen. Von 1883 bis zu ihrer Auflösung 1902 war
Dürrn Leiter der Großherzoglichen Baudirektion im Land Baden und
machte sich nicht nur als Architekt, sondern auch als Bauhistoriker und
Architekturtheoretiker einen Namen. Von seiner beachtlichen wissenschaftlichen
Arbeit zeugen zahlreiche Publikationen. Die Universität Heidelberg
und die Technische Hochschule Berlin verliehen Dürrn die Ehrendoktorwürde
(Dr. phil. und Dr.-Ing.). Der Architekt orientierte sich in seinen
Werken vornehmlich an der Formensprache der Renaissance, später
auch des Barock. Bereits vor den Bäderbauten in Baden-Baden errichtete
Dürrn das Vierordtbad in Karlsruhe (1871-73), weitere wichtige Werke
sind die ehemalige Kunstgewerbeschule, heute Kunstakademie (1887-89),
und das ehemalige Erbgroßherzogliche Palais, heute Bundesgerichtshof
(1892-97), in Karlsruhe sowie die Universitätsbibliothek Heidelberg
(1901-05).

Das dreigeschossige, querrechteckige Landesbad mit den Maßen 60 x
25 Meter besitzt einen Mittelpavillon, der an der Hauptfassade von giebelbekrönten
Mittel- und Seitenrisaliten gegliedert wird. Die leicht zurückgesetzten
Seitentrakte mit jeweils sechs Achsen sind schlichter behandelt
und ganz auf den aufwendigeren Pavillon abgestimmt. Über dem rustizier-
ten Erdgeschoß mit rundbogigen Fenstern lagern die beiden oberen Geschosse
mit Rechteckfenstern; das Gebäude trägt ein flaches Mansarddach.
Stilistisch orientiert sich das Bauwerk an der italienischen Frührenaissance
und der deutschen Renaissance, was typisch für die zweite Hälfte des
19. Jahrhunderts ist. Die italienischen Elemente der Neurenaissance wurden
zunehmend durch Rückgriffe auf deutsche Denkmäler des 16. Jahrhunderts
ersetzt. An der Wahl des Baumaterials läßt sich bereits ablesen,
daß das Landesbad für einfachere Leute bestimmt war. Nur der Sockel, die
Gesimse und die Rahmungen sind aus rotem Maulbronner Sandstein, die
Wandflächen sind hingegen mit hellgelben Backsteinen verblendet.

Im Landesbad gibt es nur ein eingeschränktes Therapieprogramm, ohne
repräsentatives Gesellschaftsbad wie im Friedrichsbad oder Augustabad.
Im Erdgeschoß legte Durm in tonnengewölbten Räumen auf der rechten


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