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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 230
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Walter E. Schäfer

„bin gen Baden gefahren, da außzubaden, hab zum Rohten lew eingekehrt
."

Und der nachfolgende Eintrag vom 26. Juni 1619 macht klar, um welches
von den Bädern dieses Namens es sich handeln muß:

„hab vil marckgräeffische Reiter seen streiffen."

Es muß Baden-Baden gewesen sein, wohin der junge Mann zur Badekur
reiste. Der Dreißigjährige Krieg hatte begonnen, aber noch nicht auf die
Oberrheinlande übergegriffen. Die Kriegsparteien warben Soldaten und rüsteten
auf, Erzherzog Leopold von Österreich als Bischof von Straßburg
auf der linken Rheinseite, die Markgrafen von Baden-Durlach und von Baden
-Baden auf der rechten Seite. Es muß Kavallerie des Markgrafen Wilhelm
von Baden-Baden gewesen sein, die Moscherosch auf der Fahrt von
Willstätt, seiner Heimat, nach Baden-Baden antraf.

Leider brechen die Eintragungen im Schreibkalender an dieser Stelle ab.
Über die Kur selbst erfährt man nichts mehr. Erst mit Jahresbeginn 1620
setzen sie wieder ein.

Was hat Moscherosch veranlaßt, in solch jugendlichem Alter die Heilquellen
von Baden-Baden - und nicht etwa die sehr viel näheren von Peterstal
und Griesbach, wohin das Straßburger Bürgertum seit dem Spätmittelalter
zur Kur ging - aufzusuchen? Man kann es vermuten. Das Jahr
1619 hatte schon unter schlechten Vorzeichen begonnen. Schon am Neujahrstag
hatte Moscherosch eingetragen:5 „ich zwar fing das iahr nicht fast
lustig an". Es muß ein scheußlicher Winter in dem durch die Flußarme von
III und Rhein feuchten Straßburg gewesen sein. Bis in den März hinein
wiederholt Moscherosch die Notiz: „kalt nebelecht". Es starben Kleinkinder
zuhauf, insgesamt dreihundert Kinder in der Stadt, wenn man Mo-
scheroschs Tagebuch vertraut. Über ein Vierteljahr hinweg, bis in den
April, vermerkt Moscherosch, daß er einzelne Stunden des Unterrichts - er
war in der vorletzten Klasse des Gymnasiums -, manchmal einen ganzen
Tag lang den Unterricht nicht besuchen konnte, weil er krank war (am 28.
Februar: „per totem diem domi permansi"). Von der Art der Krankheit oder
von der Behandlung durch einen Arzt ist nichts zu lesen. Erst unter dem
Datum vom 4. April 1619 bekommt man einen Hinweis6: „laboravi pedi-
bus" (ich hatte Beschwerden mit den Beinen). Und am 16. Mai schrieb er
sich auf, daß er mehrere Tage hintereinander Pillen eingenommen habe.7
Die Tage des Unwohlseins belasteten ihn so sehr, daß er, der doch so
großen Wert auf aktuelle politische Information legte, daß er sich die neue
Wochenzeitung Straßburgs, die ,Relation Aller Fürnemmen und gedenck-
würdigen Historien' hielt, eine Aufsehen erregende Staatsvisite übersah.8
Erst ein Jahr später, am 23. Januar 1620, erinnerte er sich9:


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