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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 234
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Walter E. Schäfer

„Zum rothen Löwen.

Nicht weit von hinnen ist die Herberg zum rothen Löwen / welche
weil sie zu nechst am Brühebrunnen / so hat sie gar starck heiß Bad /
derowegen wer ein hitzige Leber hat / kan sein müssig gehen / ob er
schon nicht auß dem nechsten Brühbrunnen / sondern auß der obersten
Hölquell sein Wasser hat: Sie hat zwen und dreissig Badkästen /
und sechs gemacher."

Der Rote Löwe lag am Florentinerberg hinter dem Marktplatz („Über den
Marckt bey dem Abtritt / da die Hauptquellen") und bezog sein Thermal-
wasser hauptsächlich aus der Höllquelle unterhalb des Neuen Schlosses.14

Man badete bequem in der Herberge. Die Badezeiten sollten sich allmählich
steigern. Am Beginn der Kur sollte - nach Johannes Küffer - eine
Stunde genügen15:

„Dann in allwege ein gewisse und bewehrte Regel / deß morgens
frühe und nüchtern das baden am besten und gesundesten sey / weil
schon allbereit die Speise deß vorigen tages durch die natürliche
däwung verzehrt / und also die Natur weil hat / der würckung deß
bades recht ab=und außzuwarten. Gestalt dann auch andere Artzney-
en nach vollbrachter erster däwung am nützlichsten gebraucht werden
.

Man hält es auch für besser / wann einer schon von natur selbsten
starck ist / unnd das Bad wol erleiden mag / das er jedoch den tag
wenig stund bade . . .

Wann sich einer nuhn fein auff der Haut gekratzt unnd ein weil her-
umb spatzirt / auch den magen oder Bauch gereiniget hat / so soll er
deß Morgens biß über den Magen das erste mal hinein sitzen. Dann
ich deren meinung gantz nicht beyfall / die da wollen / es sollen die
Krancken das erste mal nur biß über den hindern hinein sitzen. Dann
der Magen / welcher über das Wasser bloß ist / gar matt wird / und
alle appetit und begierde verlieret. Man soll aber dieses erstenmal
von achten biß neunen eine stunde / oder so man schwach und blöd /
etwas weniger baden."

Für die Anwendung der Lettenpackungen, die auf die Glieder gelegt wurden
, gab Johann Küffer keine Anweisungen.

Die biographische Episode in Baden-Baden könnte Hinweise auf die satirischen
Themen Moscheroschs geben. Berühmt und oft zitiert sind jene
Passagen der ,Gesichte Philanders von Sittewalt" (Erstauflage 1640), die
das mondäne Leben in den Sauerbrunnen Peterstal und Griesbach schildern
.16 Der Eintrag Moscheroschs in seinem Schreibkalender belegt, daß er
das Badeleben schon in seiner Jugend beobachten konnte. Auch war er in


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