Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 264
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Bernhard Littenweiler

Die Kupferbilder wurden mit barocken Einrahmungen versehen, für die
Johann Daniel Preisler aus Nürnberg engagiert wurde. Preisler gelang es,
durch Ausschmücken der kunstvollen Rahmen mit entsprechenden Symbolen
eine unmittelbare Verbindung zum Bild herzustellen. So entstand zwischen
dem Bild und seinem Rahmen eine thematische Einheit. An drei
Beispielen soll dies verdeutlicht werden. Im Rahmen zum „Turmbau zu
Babel" wird die Arbeit des Architekten und des Maurers symbolisch mit
deren Werkzeug dargestellt: Zirkel und Maßstab für den einen, Kelle, Winkel
und Lot für den anderen. Oder in der Umrahmung der Darstellung von
Kain und Abel wird psychologisierend mittels allegorischer Köpfe eine
Charakterstudie in die Säulen integriert und so die menschlichen Gemütsbewegungen
präsentiert. In der Kupferbibel von Scheuchzer wird selbstverständlich
die Auflösung der Ziffern gegeben, die in der Cartier-Bibel,
die ja eine andere Zielrichtung verfolgt, wegbleiben. Bei Scheuchzer bedeuten
die Köpfe: 1. Traurigkeit, 2. Frömmigkeit, 3. Freude, 4. Verzweiflung
, 5. Haß und 6. Neid.

Schließlich als drittes Beispiel noch das schöne Kupferbild mit der Aussetzung
von „Mose im Rohr-Kästlein". Der Blick schweift dem Flusse folgend
über die beiden Frauen, die Pflanzen und das schwimmende Kästlein
im Vordergrund hinweg und führt bis zu einer Stadt in der Ferne, wo auch
der Turm zu Babel ausgemacht werden kann. An der Erklärung der Pflanzen
in diesem Rahmen ist wieder die naturwissenschaftliche Absicht erkennbar
: So steht z.B. der Buchstabe B für „Das Rohr" und C für „Die
Blume vom Papyrrohr".

Diese von J.D. Preißler gestochenen barocken Zierrahmen gehören zu
den phantasievollsten Leistungen ihrer Gattung. Die Scheuchzer'sche Kupfer
-Bibel und damit auch die in der Cartier-Bibel von 1751/b vorhandenen
Kupferstiche mit den barocken Rahmen bilden einen Höhepunkt der Augsburger
graphischen Kunst des 18. Jahrhunderts.

Schließlich wurde mit der Herstellung der Bildunterschriften ein weiterer
spezialisierter Stecher, nämlich Johann Christoph Steinberger aus
Augsburg, beauftragt.35

Aus den unzähligen Stichen der „Physica sacra" wählte Verleger Friedrich
Bez für seine zweite Bildserie 65 Stiche aus, und zwar nur solche mit
szenischen Darstellungen zum biblischen Geschehen,36 und ließ aus verständlichen
Gründen die rein naturwissenschaftlichen Abbildungen weg.
Als Beispiele dafür seien die keineswegs ansprechenden Abbildungen
eines Ochsenmagens oder des Skeletts eines Hasen erwähnt,37 die in einem
durchaus schönen barocken Bilderrahmen dargestellt werden. Diese zweite
Bildserie ist auch später noch einmal in einem Teil der zweiten Auflage
von 1763 (1763/b) verwendet worden.


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