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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 295
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Die Fasnachtsvergnügungen des Herzogs von Enghien im Exil

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Februar, einen Brief an seinen Vater zur Post. „Die Leute hier sind liebenswürdig
, wir sind von den Frauen sehr gut empfangen worden. Es gibt mehrere
Herzen, die so empfinden wie wir, was sehr zur Annehmlichkeit des
Lebens beiträgt. Jetzt kommen drei Nächte zum Tanzen und zum Rumhuren
, dafür ist dann der Tag zum Essen und Schlafen da. Natürlich, hinterher
muß man sich halt wieder erholen. Mein Großvater verzweifelt
noch, Sie wissen ja, wie sehr er ein erklärter Feind aller Art von Vergnügungen
ist."

Fastnacht 1801: Der Herzog von Enghien ist in Graz und läßt sich kaum
über Festlichkeiten aus, so sehr bedrückt ihn seine Zukunft. Ein Brief an
den Prinzen von Conde vom Aschermittwoch, 17. Februar: „Ich würde
gerne Ihre Wünsche kennen und erfahren, welches Ihre Pläne sind. Geruhen
Sie, mich aus der unglücklichen Unwissenheit zu befreien, in der Sie
mich schon seit so langer Zeit lassen."

Fastnacht 1802: Nach der Unterzeichnung des Friedens von Amiens ist
die Conde'sche Armee aufgelöst worden. Der Herzog von Enghien ließ
seinen Großvater allein nach England zum Herzog von Bourbon gehen. Er
selbst hat im Ichtratzheim'schen Haus in Euenheim in der Nähe seiner lieben
Prinzessin eine Wohnung bezogen. Am 27. Februar schreibt er seinem
Vater: „Ich klage mich gleich selbst wegen meiner Faulheit an, lieber Papa,
daß ich Ihnen während der ganzen Fastnachtstage nicht geschrieben habe,
wofür ich Sie um Vergebung bitte. Aber Sie werden mir verzeihen, wenn
Sie erfahren, daß die Jagd, die Tanzvergnügungen und das Ausruhen drei
und ein halbes Viertel meiner Zeit in Anspruch genommen haben. Und das
letzte halbe Viertel bleibt der Liebe vorbehalten. Sie sehen, daß da keine
Zeit übrig war. Die Ruhe führt zum Verzicht auf lärmende Vergnügungen."

Fastnacht 1803: Das Leben des Herzogs von Enghien geht von jetzt an
in Euenheim weiter: Jagd, Spaziergänge und die Beschäftigung im Gärt-
chen. Kardinal Rohan stirbt am 16. Februar. Der Prince macht keine Bemerkung
über irgendeine fastnächtliche Veranstaltung. Wahrscheinlich hat
er Charlotte in ihrer Trauer begleitet.

Am 15. März 1804 wird der Herzog von Enghien von den Soldaten Napoleons
in seinem Haus in Euenheim festgenommen. Er wird in der Zitadelle
von Straßburg festgehalten, von wo er am 19. nach Paris gebracht
wird. Im Laufe des Tages vom 20. März kommt er als Gefangener in der
Festung von Vincennes an. Nach einer unerträglichen Wartezeit in der
Wohnung des Kommandanten Harel und nach einem Schein-Prozeß wird
der Herzog von Enghien in den Schloßgraben von Vincennes hinuntergeführt
, wo er von den Leuten des Ersten Konsuls gegen drei Uhr früh erschossen
wird.

Der Fastnachtsdienstag eben dieses Jahres fiel auf den 13. Februar.
Wenn sich auch über dem Prinzen die Wolken zusammenzogen, ihn
bekümmerte es wenig.


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