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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 321
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Carl Sandhaas als Ortsarmer im Haslacher Spital

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Wiederholt versicherte er: „Ich habe nun vor, aufs Neue mich der Kunst
zu befleißigen und fordere deshalb das Amt und die Obrigkeit, das Recht
und die Gerechtigkeit, mir in der Sache behilflich zu seyn und mir das zu
geben, was ein Zeichner oder ein Maler braucht, um zeichnen und malen
und seyner Kunst anhängen zu können ..." Doch das Bezirksamt und die
Haslacher Stadtverwaltung dachten nicht daran, den Ortsarmen Carl Sandhaas
im Spital als Künstler anzuerkennen, ihn zu unterstützen und ihm
Malutensilien zu finanzieren. Enttäuscht stellte Sandhaas fest: „Sie wollen
nicht, daß ich arbeite, sonst würden sie mich nicht so behandeln. Sie wollen
mich nur unfähig machen, arbeiten zu können." Er sei nun einmal in
den Augen der Haslacher verrückt, und einen Verrückten kuriere man dadurch
, „daß man ihm das einem Gesunden selbstverständlich Gebührende
verweigert"'. Sandhaas beneidete den Stadtboten, weil er alle notwendigen
Utensilien wie Papier, Bleistift, Feder und Tinte habe, er dagegen kein Papier
und keinen Bleistift zum Zeichnen sowie keinen Pinsel und keine Farben
zum Malen besitze. In seiner Verzweiflung wünschte Sandhaas, da er
kein Material, Papier, Bleistifte und Farben habe, man solle ihm wenigstens
einen ordentlichen Fußboden herrichten, denn „der Raphael Santi
hat seine schönsten Madonnen auf einen Fußboden gemalt".

Am meisten verbitterte ihn, daß er, wenn er einmal die Möglichkeit hatte
, in Haslach ein Porträt zu malen, er mit Almosen als Honorar abgespeist
wurde: ,JMan will immer, daß ich male und arbeite. Aber die Herren und
Bürger bezahlen nichts, und wer nicht bezahlt, der kriegt nichts. Die Leute
glauben, ich soll ihnen für ein Maß Bier ein Portrait malen ... Ich hatte
mehrere Portraits gemalt. Sie haben mir nix gegeben als einen Kreuzer und
eine Pfeife Tabak ... Ich habe dem Notar Schilling an die 14 Portraits gezeichnet
; er hat mir einen Zwölfer29 dafür gegeben und ein paar Schoppen
Bier. Bier kriegen Sie, sagt der Posthalter, wenn ich ihn male, aber sonst
geben sie mir nichts, höchstens ein halbes Päckle Tabak ... Ich habe mehrere
Portraits hier gemalt, sie haben mir nichts gegeben als einen Kreuzer
oder eine Pfeife Tabak ..." Sandhaas mußte schließlich seine Porträts um
ein Stück Brot oder ein Blatt Papier malen.

Mehrmals kam Sandhaas in den „Spitalblättern" auf seinen berühmten
Münchner Lehrer Peter von Cornelius zu sprechen, den er auch porträtiert
hatte:30 Sie haben Ideen! sagte Cornelius ... Also, was versteht man unter
Ideen? Unter Ideen versteht man soviel als Gedanken und Entwürfe. Ich
hatte einen Beschäftigungsplan entworfen, nach dem ich gesonnen war zu
arbeiten. Ich hatte vor, einige meiner Zeichnungen und Kompositionen auf
Stein zu zeichnen, zu kolorieren und solche auf Subskription herauszugeben
und an Kunstfreunde zu verkaufen. Ich hätte mir auf diese Weise etwas
verdienen können, allein das will die Obrigkeit nicht! - Fixe Idee! entgegnen
sie mir immer."


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