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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 327
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Carl Sandhaas als Ortsarmer im Haslacher Spital

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wurden. Wie Don Quijote war Carl Sandhaas eine tragische Gestalt, die
von seinen Zeitgenossen als „Narr" angesehen wurde. Wie bei Don Quijote
erschließt sich bei Sandhaas aus der „Narrheit" eine Weisheit und Einsicht
in seine aussichtslosen Lebensumstände, die er in seinen „Spitalblättern"
dokumentiert und reflektiert hat.

Daß er den Don Quijote gut verstanden und sich auch künstlerisch mit
ihm beschäftigt hatte, beweist ein Bild des Gandalin, des Schildknappen
des Amadis von Gaula.48 Wie Don Quijote und sein Knappe Sancho Pansa
sind auch Amadis und sein Knappe Gandalin tragische Gestalten, die mit
ihrer Umwelt nicht zurechtkamen. Den Bezug zu Don Quijote stellte Sandhaas
in der Zeichnung bewußt her, indem er unter das Bild schrieb
„Gandalin, des Amadis von Gallien Schildknap. Don Quixote".

Der Zeitzeuge Heinrich Hansjakob sah Carl Sandhaas zum letzten Mal
1858, wenige Monate vor seinem Tod. Hansjakob war damals ein 21 jähriger
Theologiestudent. Er beobachtete Sandhaas, wie er im Gasthaus „Bierkrämer
", von den anderen Gästen entfernt, allein wie immer an einem
Tisch saß. „Er tat dies, weil er ihren beleidigenden Äußerungen entgehen
wollte ...In Lumpen gehüllt, hatte er damals noch einen wunderbar schönen
Manneskopf mit großen geistsprühenden Augen ... ".49

Nach dem Tod von Carl Sandhaas am 12. April 1859 wurde sein Nachlaß
, eine große Anzahl von Zeichnungen, Bildern und Manuskripten, unter
ihnen auch die „Spitalblätter", zu einem „Spottpreis", wie Hansjakob berichtete
,50 versteigert. Einen großen Teil seiner Bilder ersteigerte der
Schwarzbeck und ehemalige Haslacher Bürgermeister Josef Fackler
(1815-1871).51 Sein gleichnamiger Sohn Josef Fackler junior (1855-
1934), der ebenfalls Bürgermeister von Haslach war,52 vermachte nach seinem
Tode etwa 250 Sandhaas-Bilder der Stadt Haslach. Sie sind der
Grundstock der ständigen Carl-Sandhaas-Ausstellung im „Freihof' in Haslach
.

Anmerkungen

1 So nennt ihn Heinrich Hansjakob, der als erster sein tragisches Leben beschrieben hat.
Vgl. „Der närrische Maler". In: Wilde Kirschen, 16. Aufl., Haslach (1983), 181-243

2 Vgl. Hildenbrand, Manfred: Der Maler Carl Sandhaas (1801-1859). Sein Leben enthält
zahlreiche offene Fragen. In: Die Ortenau (1990), 362 ff.

3 Der Familienname der jungen Frau ist nicht bekannt. Auch ihr Geburts- und Sterbedatum
konnte bisher nicht ermittelt werden. Vgl. Hildenbrand. Sandhaas. a. a. O.. 372 f.

4 Der Haslacher Gewann-Name „Urenwald" oder „Urwald" hat nichts mit einem Urwald
als einem ursprünglich von Menschen nicht genutzten und gepflegten Wald zu tun,
denn er hieß noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts, was aus alten Waldkarten hervorgeht
, „Murenwald", was soviel wie mooriger, sumpfiger Wald bedeutet. Noch heute
fällt der Wasserreichtum dieses Gebietes auf


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