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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 359
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359

Ein Schwarzwälder wird Pfarrer in Amerika oder:
Umwege führen auch zum Ziel

Johannes Werner

Wenn man oft die Lebensgeschichte von Einwanderern, d.h.
bloß seit sie in Amerika sind, erzählen hört, so steht einem
fast der Verstand still.

Brief aus St. Louis, 1849

Der angehende Priester, der - irgendwann im Winter 1880, irgendwo in
Wisconsin - einen befreundeten Pfarrer besuchte, freute sich sehr, als er
am weit abgelegenen Bahnhof ankam und sah, daß da ein Schlitten auf ihn
wartete. Und noch mehr freute er sich, als er endlich sein Ziel erreichte
und sein Fahrer, ein irischer Bauer, zum Pfarrer sagte: „Das war eine lange,
kalte Fahrt, aber der junge Mann verkürzte sie mir durch seine Schilderungen
aus seinem Leben, daß ich die Kälte nicht merkte und am liebsten
noch weiterfahren möchte. Das müssen Sie sich auch erzählen lassen. Es
ist ganz großartig. So etwas habe ich noch nie gehört."' Der Bauer, der
sich als Ire gewiß aufs Erzählen verstand, hatte recht; das Buch, das der
junge Mann vierzig Jahre später schrieb, ist der beste Beweis. Es heißt
,Aus dem Leben eines Auswanderers. Uebers Weltmeer zum Altar' und
wurde 1922 im ,Verlag der Waisenanstalt (Schulbrüder)' in Kirnach-Villingen
, Baden2 gedruckt; geschrieben wurde es, laut Titelblatt, von Robert
Rath.

Hierzuland...

Rath wurde, wie er selber angibt, „ganz am Ende der ersten Hälfte des letzten
Jahrhunderts"3 und „am Feste des heiligen Apostels Thomas"4 geboren
; und zwar in Ulm, einem kleinen Dorf in der Nähe von Renchen.5 Über
die Geschichte seiner Heimat hat er manches in Erfahrung bringen können,
was er gern nacherzählt; aber noch lieber - und breiter - erzählt er aus
seinem eigenen Erleben. Noch war das Jahr eine Einheit, die sich immer
wiederholte und durch Fest- und Feiertage, samt den mit ihnen verbundenen
Bräuchen, gegliedert und geordnet wurde: das waren Weihnachten,
Neujahr, Ostern, Fronleichnam; nicht zuletzt der Jahrmarkt.6 „Gleich von
der Kirche an zog er sich am Kirchenweg hinunter ins Dorf. Zuerst kamen
die Stände der Schuhmacher, dann die Bäckermädchen mit ihren
Weckenkörben, dann die Lebkuchentische, mit allerhand Zuckergebäck be-


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