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Johannes Werner
„Gleich den Weisen möcht ich bringen
Dir ein kleines Opfer dar.
Doch, so weit will ich nicht dringen,
Weil ich stets ein Sünder war.
Und in Wahrheit kann ich sagen:
Gold und Weihrauch hab ich nicht,
Dennoch will ich nicht verzagen,
Sondern frei, mit Zuversicht,
Dir, o Mutter, was ich habe,
Mein Gedächtnis, den Verstand,
Meinen Willen, jede Gabe
Weihen als ein Unterpfand
Meiner Liebe, meiner Treue,
Meiner Folgsamkeit hinfür,
Und ich will nun auch aufs neue
Suchen, zu gefallen dir.
Gleich den Weisen will betreten
Ich den Weg zur Heimat hin,
Mich bestreben, anzubeten
Deinen Sohn mit Kindessinn."41
Gleich den Weisen mußte er einen weiten Weg - und manchen Umweg -
gehen, bis er endlich fand, was er suchte. Aber schon in dem Gedicht von
Samuel Friedrich Sauter, das er bei seinem Abschied aufgesagt hatte, hieß
es:
„Dem einen glückt's, wo er entstand,
Dem andern in dem fremden Land."42
Anmerkungen:
1 Rath. Robert: Aus dem Leben eines Auswanderers. Uebers Weltmeer zum Altar. Kirnach
-Villingen, 1922, 333
2 In Kirnach-Villingen bestand von 1920 bis 1969 das deutsche Provinzhaus der Schulbrüder
, die 1680 von Johannes de la Salle gegründet worden waren (und nicht mit den
erst 1845 im Elsaß gegründeten Schulbrüdern verwechselt werden dürfen, deren badisches
Mutterhaus sich in Ettenheimmünster befand). Zu diesem Kirnacher Kloster
gehörten zeitweise ein Juvenat, Noviziat und Scholastikat zur Ausbildung der Ordensjugend
; eine Schule; und offenbar auch ein Verlag, über dessen Programm und Produktion
jedoch nicht viel bekannt ist. In jenem Jahr 1922 erschienen jedenfalls, außer dem
Buch von Rath, noch eins ,Aus dem Leben eines Handwerksburschen' von Karl Ernst
und ein anderes über die hl. Therese von Lisieux: .Geschichte einer Seele. Von ihr
selbst geschrieben'
3 Rath 8
4 Ebd.
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