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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 402
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Heinz G. Huber

revolution von 1849, Christian Fischer, der Peterstaler Badwirt Müller und
andere eingeschrieben. Richard Betz, Sprecher des Renchtäler „Eisenbahnkomitees
", war sowohl engagierter Anhänger der Altkatholikenbewegung
gegen die päpstliche Unfehlbarkeit als auch nationalliberaler Parteigänger.9
Privatpersonen zeichneten schließlich in Oberkirch 450 Stück Renchtal-
aktien über die Summe von 135.000 Mark, in Oppenau waren Aktien in
einem Gesamtbetrag von 69.000 Mark in privater Hand. Mitglieder des
ersten Aufsichtsrates der 1874 gegründeten Eisenbahngesellschaft waren
der Papierfabrikant August Köhler, der Oberkircher Kaufmann Hermann
Schrempp und der Weinhändler Johannes Börsig, die Harzfabrikanten Anton
Andre aus Oppenau und Christian Doli aus Bad Griesbach - allesamt
Persönlichkeiten, die aufstrebendes Unternehmertum und wirtschaftliches
Fortschrittsstreben repräsentierten. Sie konnten freilich aus eigenen Mitteln
nicht das Kapital aufbringen, das für den Eisenbahnbau erforderlich war.
Immerhin waren 1870 für die Strecke Appenweier-Oppenau 853.000 Gulden
Baukosten veranschlagt worden.10

Der Karlsruher Bankier Max Haber, der durch den Besitz des Steinhofes
besondere Beziehungen zu Oberkirch hatte, lehnte 1866 eine größere finanzielle
Beteiligung ab. Die Reichsgründung von 1871 und der Boom der
Gründerzeit eröffneten neue Perspektiven: Im Gespräch war jetzt eine
direkte Schienenverbindung durch das Renchtal zwischen Straßburg,
Freudenstadt, Tübingen, Blaubeuren und Ulm. Sie sollte Bestandteil einer
europäischen Transversale sein, die auf direktestem Weg Wien mit Paris
verband." Der rührige Abgeordnete Karl Kimmig gewann mit Direktor
Kusenberg vom Frankfurter Bankverein, dem Bankier Georg Müller und
dem von Berlin aus operierenden Eisenbahnkönig Bethel Henry Strausberg
finanzkräftige Mitstreiter. Sie schlössen sich zum Ulm-Straßburger-Eisenbahnkomitee
zusammen.12 Diesem gehörten auch der Stadtschultheiß Benz
aus Reutlingen, Stadtbaumeister Wälde aus Freudenstadt, Ritter von
Schenk vom Wiener Bankverein und andere gewichtige Persönlichkeiten
an.13 Mit Regierungsvertretern Badens und Württembergs und der Verwaltung
Elsaß-Lothringens wurden Verhandlungen geführt.14

Über den möglichen Verlauf der Bahn arbeitete Eisenbahninspektor
Möglich kühne Pläne aus. Durch sechs Tunnels, darunter einen großen
Kehrentunnel oberhalb von Griesbach, sollte der Kniebisanstieg bewältigt
werden. Die Holzwälder Höhe und das Terrain zwischen Rippoldsau und
dem Forbachtal sollten untertunnelt werden. Zwei kleinere Tunnel über
dem Tal der Wilden Rench und einer vor Freudenstadt sollten der Bahn
schwieriges Gelände überwinden helfen. Die Gesamtkosten allein zwischen
Oppenau und Freudenstadt waren auf 5.984.000 fl. veranschlagt.15
Die Zugehörigkeit Straßburgs zum Deutschen Reich und die Überwindung
der alten Grenzen zwischen Baden und Württemberg durch die Reichsgründung
beflügelten diese Pläne, die dennoch unrealistisch waren: Mit


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