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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 404
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Heinz G. Huber

brachten" unterstellt: Wer hinter dem Wald wohnt, wird schnell auch für
einen Hinterwäldler gehalten. Dabei hatten die Opponenten durchaus triftige
Gründe, sich gegen das Vorhaben zu wehren.

Am 5. Mai 1877 hatten sich der Peterstaler Bürgerausschuß und Gemeinderat
dafür ausgesprochen, mit 100.000 Mark Aktienkapital sich
nachträglich an der Renchtalbahn zu beteiligen:22

„ Vor dem Rathaus versammelte sich nämlich eine Anzahl Bürger, welche
durch Raisonnieren ihre entgegengesetzte Meinung zur Geltung zu
bringen versuchte. Einzelne versuchten sogar gewaltsam in den Ratssaal
einzudringen, um die Verhandlung in einen polnischen Reichstag umzuwandeln
, wurden aber zurückgewiesen ... Als dann die Sitzung beendigt
war - es wurde dem Antrag des Gemeinderats seitens der Mehrheit des
Bürgerausschusses zugestimmt - und sich Gemeinderat und Ausschußmitglieder
aus dem Rathaus entfernen wollten, wurden sie draußen von der
schreienden und lärmenden Menge empfangen und mit allen möglichen
Schimpfereien überhäuft. "23

In der folgenden Nacht wurden dem Bärenwirt Schmiederer, einem Befürworter
des Projekts, 25 junge Eichen abgebrochen.

Es folgte ein gerichtliches Nachspiel gegen 13 Peterstaler Ortsbürger,
die sich „in der Ruhestörung und Schmähung in hervorragender Weise
beteiligt hatten".24 Nach einem milden Urteil in der ersten Instanz wurden
alle Angeklagten zu sechs Tagen Haft, der „Anstifter" Peter Dreyer gar zu
14 Tagen Haft verurteilt. In den Gerichtsakten findet sich auch das eigentliche
Motiv der Eisenbahngegner: Sie befürchteten, daß sie wegen des
außerordentlichen Holzhiebes über einen längeren Zeitraum auf die Holzgabe
verzichten müßten. Sowohl hinsichtlich des Bürgerholzes als auch im
Hinblick auf das kommunale Wahlrecht herrschte ein Dreiklassensystem:
Die Wähler der dritten Steuerklasse, die Tagelöhner, waren in den kommunalen
Gremien unterrepräsentiert und erhielten auch eine geringere Holzgabe
als die ohnehin waldreichen Halb- und Vollbauern. Deren Interesse
wiederum war, durch ökonomische Nutzung der Gemeindewaldungen die
Umlagesätze möglichst niedrig zu halten.

Auch in Ibach spaltete die Frage der finanziellen Beteiligung der Gemeinde
die Bürgerschaft. Bürgermeister Treier, Befürworter des Projekts,
geriet mit einem Teil der Einwohner in heftigen Streit und legte schließlich
1874 sein Amt nieder. Mit der Wahl von Georg Braun bekamen die Gegner
des Vorhabens vorübergehend Oberwasser.25

Die Verwirklichung des Projekts

Der Bau der Bahn verschlang schließlich mehr Geld, als die Voranschläge
vorgesehen hatten. Statt 1,6 Mio. Mark bezifferten sich die Baukosten


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