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125 Jahre Renchtalbahn
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Großherzog Friedrich 11. 1910 beim Oberkircher Feuerwehrfest; er war mit der
Bahn angereist (Erich Graf).
nebst Gefolge auf der Perron getreten waren und der großherzogliche
Amtsvorstand sowie die anwesenden Militärs die hohen Herrschaften ehrfurchtsvoll
begrüßt hatten, erfolgte die Vorstellung der Festjungfrauen,
Bürgermeister und Bezirksräte. Hierauf steigen die hohen Gäste nebst
Gefolge in die bereitgehaltenen Wagen und fuhren unter tausendfachen
Hochrufen der seit langem harrenden Menge durch die Hauptstraße. In
Geldreichs Gasthof „Zur Linde" fand das Diner mit 40 Gedecken statt. "45
Der badische Großherzog Friedrich I. und sein Nachfolger Friedrich II.
kamen mehrfach mit der Bahn ins Renchtal, so 1896 zum Gauverbandfest
der Militärvereine nach Oppenau und 1910 zum Oberkircher Feuerwehrjubiläum
.46 Die Eisenbahn ermöglichte der Monarchie einen bürgernahen
Repräsentationsstil, den Friedrich I. bewußt pflegte und durch den er sich
der Loyalität der Bürgergesellschaft sicherte. Die traumatischen Erfahrungen
von 1849, als die großherzogliche Familie bei Nacht und Nebel überstürzt
aus dem Karlsruher Schloß geflohen war, hatten dem jungen Prinzen
deutlich gemacht, daß sich der Herrscher um Rückhalt bei der Bevölkerung
bemühen mußte.
Auch den Abgeordneten ermöglichte das neue Verkehrsmittel eine engere
Verbindung zu ihrer Wählerschaft. Vor allem im Reichstagswahl-
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