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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 421
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125 Jahre Renchtalbahn

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werden. Neben die Tafelkirsche als dem traditionellen Obsterzeugnis traten
Zwetschgen und Erdbeeren, die auf aufgegebenen Rebflächen angelegt
wurden.61

Umgekehrt konnten auch für die landwirtschaftliche Ertragssteigerung
benötigte Produkte preiswert eingekauft werden. So bildete sich in Op-
penau ein Konsumverein, der Thomasmehl, Kainit und Gips per Bahn orderte
.62 Saatkartoffeln und Futtermittel konnten jetzt günstig bezogen werden
.63

Als besonders segensreich erwies sich der Bahnbau für die Forstwirtschaft
und Sägewerke. Die im Renchtal großflächig betriebene Reutfeld-
wirtschaft ging zurück; billiges Getreide konnte jetzt durch die Bahn zugeführt
werden. Ebenso verschwand wegen der sinkenden Rindenpreise der
Eichenschälwald. Stattdessen wurden schnellwachsende Nadelwälder angelegt
, die gute Erträge versprachen.64 Die Industrialisierung brachte vor
allem eine starke Nachfrage nach Holz; die Hochwaldnutzung wurde mit
dem Eisenbahnbau attraktiv.65

Wirtschaftlich eng mit der Waldnutzung war die Lage der Renchtäler
Sägemühlen verbunden. Ihre Zahl ging von 54 im Jahr 1893 auf 38 im Jahr
1912 zurück. Der Wegfall der Zollgrenzen und das neue Transportmittel
Eisenbahn führten zur Verschärfung der Wettbewerbssituation. Im Jahr
1912 wurden schon acht Renchtäler Sägen mit Dampfkesseln66 angetrieben
. Der Anteil der Kleinbetriebe mit weniger als drei Arbeitern nahm in
den beiden Dekaden bis 1912 von 85% auf 65% ab, wobei ein Betrieb
schon mehr als 15 Arbeiter beschäftigte.67 Zur Existenzsicherung der
Sägen war auch eine ausreichende Zufuhr von Schnittholz erforderlich.
Die 15 Peterstaler Sägewerksbesitzer klagten 1898 darüber, daß alles Holz
auf der württembergischen Seite wegen des Eisenbahnbaus der Ostseite zugeführt
werde und das Holz aus den einheimischen Waldungen nicht ausreiche
. Um so eindringlicher bat man um den Weiterbau der Bahn bis in
die Badeorte.68 Auch die Anfuhr der Schnittwaren auf der Achse und das
Umladen auf die Bahn in Oppenau verursachten hohe Kosten, daß die
Wettbewerbssituation ungünstig war. Wie schon im vorderen Bereich des
Renchtals nutzten nach dem Weiterbau der Linie die nahegelegenen Sägewerke
die Bahn vielfach zur Verladung und zum Versand ihrer Produkte,
wobei sie häufig auch ein eigenes Verladegleis bauen ließen.69

Der Tourismus

„Durch den Eisenbahnbau wurde den Bädern eine große Anzahl Touristen
zugeführt, namentlich hat der Besuch von Allerheiligen zugenommen",
stellte der Oberkircher Amtsvorsteher ein Jahr nach dem Bahnbau fest.70
Vor allem die klassischen Badeorte Griesbach, Peterstal, Freiersbach, An-
togast und Sulzbach verbanden den Bahnbau mit großen Hoffnungen.


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