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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 443
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443

„Seit der Sache Stalingrad bin ich ohne Nachricht..."
Aus dem Briefwechsel eines Stalingraders 1942-51

Horst Brombacher

Seit der Gründung der NSDAP im Februar 1920, spätestens aber seit dem
Erscheinen von Adolf Hitlers „Mein Kampf" im Jahre 1925 war allen politisch
Interessierten und Informierten klar, daß sich die geplante Außenpolitik
der Nazis in der Eroberung von „Lebensraum im Osten", also einem
Krieg gegen die Sowjetunion, realisieren würde. Die Nachricht vom Abschluß
eines Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspaktes am 23. August
1939 wurde deshalb in Deutschland und auf der ganzen Welt allgemein als
politische Sensation empfunden, hatte doch die Propaganda der Nationalsozialisten
bisher neben dem „Weltjudentum" gleichermaßen den Bolschewismus
stets ideologisch bekämpft. Deshalb war ein Nichtangriffspakt
Deutschlands mit der Sowjetunion als unmöglich angesehen worden. Für
Hitler war aber dieser von Anfang an nur eine taktische Vereinbarung auf
Zeit gewesen, um freie Hand für die Eroberung Polens zu haben. Schon im
Sommer 1940 entwickelte er heimlich vor den Spitzen der Wehrmacht einen
Angriffsplan gegen die Sowjetunion, das „Unternehmen Barbarossa".
Der Generalstab mußte genaue Angriffs- und Eroberungspläne gegen die
Sowjetunion erstellen. Und am 22. Juni 1941 erfolgte der deutsche Angriff.

Wer sich mit dem Verlauf des Rußlandfeldzuges befaßt, stößt unweigerlich
auf den Begriff „Schlacht um Stalingrad". Es war dies ein Ereignis,
das nunmehr fast 60 Jahre zurückliegt, ein Ereignis also, das zur Generation
der Großeltern gehört. Selbst die heute noch lebenden Angehörigen
sind nach so langer Zeit nicht mehr unmittelbar emotional berührt. Wohl
aber hat sich Betroffenheit, Trauer und Gedenken bei vielen nicht verloren.
Und den Hauch des Besonderen, des Schicksalhaften hat zudem der Name
„Stalingrad" mit Sicherheit bis heute behalten, aber nicht als Heldenepos,
wie die Naziführung es in der Öffentlichkeit nannte, sondern als Inbegriff
einer sinnlosen menschlichen und militärischen Tragödie. Wie unbegreiflich
und unfaßbar, beinahe abstrakt die Ereignisse für die Angehörigen der
Soldaten waren, wird aus der Formulierung in einem Brief deutlich, in dem
eine Mutter 1947 nach dem Schicksal ihres Sohnes fragte: „... Seit der Sache
Stalingrad bin ich ohne Nachricht..."

Für diejenigen, die den Krieg bewußt miterlebten, sind mit diesem Begriff
schreckliche Erinnerungen verbunden. Sie wissen, daß um die Jahreswende
1942/43 eine deutsche und zwei rumänische Armeen von den sowjetischen
Truppen eingeschlossen wurde. Da sie sich nicht mehr befreien


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