Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 460
(PDF, 140 MB)
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Horst Brombacher

ob sie denken, mein Mann könne noch leben und nur nicht schreiben. Die
Ungewißheit ist doch das schlimmste, was es gibt. Was haben die armen
Soldaten dort nur aushalten müssen. Mein lebensfroher Mann würde doch
so gern zurückkehren. Ihnen wünsche ich gute Tage in der Heimat und baldiges
Vergessen des Scheußlichen, das Sie haben erdulden müssen von
Stalingrad bis zur Entlassung. ..." Verzweifelte und doch hoffnungsvolle
Suche spricht aus den Zeilen eines Briefes aus dem Allgäu, in dem eine
Schwester ihren Bruder sucht: „... Die letzte Nachricht haben wir vom
3. I. 43. Wir haben einen Hof mit 50 ha und mein Bruder wäre der Erbe,
da mein älterer Bruder gefallen ist. Mein Vater ist 64 Jahre alt und hat nur
noch eine Hand, und so setzen wir alle Hoffnung auf meinen Bruder Martin
. So werden Sie es verstehen, wenn ich Sie bitte, mir Nachricht zu geben
, ob Sie etwas von meinem Bruder wissen oder ob Sie ihn gekannt haben
. ..."

In den Wunsch, der Vater, Bruder oder Lebenspartner möge doch endlich
wieder zu Hause sein, mischte sich auch manchmal die Sorge über
sein mögliches Schicksal in der Heimat. Die Franzosen führten ein strenges
Regiment in ihrer Besatzungszone und hatten Straflager für die Deutschen
eingerichtet, die im Dienst der Nazis gestanden hatten, so in Lahr-
Dinglingen und in Altschweier bei Bühl. Mit zwiespältigen Gefühlen
äußerte sich im Oktober 1947 eine Frau aus Lahr folgendermaßen: „... Ich
wäre sehr froh, wenn mein lieber Mann endlich heimkäme, denn mein Leben
ist alles eher als schön - aber leider ist meine Sorge, daß man ihn als
ehemaligen Kreisamtsleiter des NSLB (Nationalsozialistischer Lehrerbund
, d. Verf.) dann nach Dinglingen ins Lager stecken könnte, bis jetzt
nicht restlos beseitigt. Unser Junge, der 4 Jahre an der Front war, ist, kaum
heimgekommen, verhaftet und ins KZ gesperrt worden und erst nach 20
Monaten auf Grund der Jugendamnestie wieder freigekommen, obwohl ich
alles versucht habe. Auf den Entlassungspapieren ist als Grund zur Verhaftung
angegeben: HJ und Wehrmachtsoffizier! (Sein größtes Verbrechen besteht
darin, Fähnleinführer im Jungvolk gewesen zu sein.) Es ist deshalb
vielleicht ganz gut, wenn mein Mann noch nicht so bald heimkommt - obwohl
ich ihn andererseits doch wieder lieber in Dinglingen als in Rußland
wüßte! Die Möglichkeit ihm zu helfen, wäre dort doch eher gegeben. ..."
Manchmal äußert sich auch Kritik an den Führern, die Deutschland und
seine Menschen ins Unglück getrieben hatten: „... Ach Gott, was habt
doch Ihr armen Menschen durchmachen müssen, das alles hätte erspart
bleiben können, wenn der Dickkopf nicht gewesen wäre, entschuldigen Sie
diesen Ausdruck, aber es ist wirklich so, und wir hätten unsere Männer
noch, so sitzt man da und wartet halt, um vielleicht doch noch etwas zu erfahren
. ... Danke Ihnen nochmals für alles, und so Gott will, erfahren Sie
vielleicht mal etwas von Ihren Leuten, die Aufschluß geben können, ach,
einmal diese Ungewißheit beseitigt zu wissen. ..." In einem anderen Brief


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