Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 465
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0465
„Seit der Sache Stalingrad hin ich ohne Nachricht.

465

Sie Zeit haben, schreiben Sie doch Näheres über meinen Mann! ..." Immer
schwang in den Briefen die Hoffnung auf das Wohlergehen des Vermißten
mit und das bei aller persönlichen Not: „ Sehr geehrter Herr Keßler! Nehmen
Sie bitte den herzlichen Dank von mir auf diesem Wege an für Ihre
liebenswürdige Auskunft. Mit bangem, klopfendem Herzen öffnete ich
Ihren Brief. Ich danke Gott, daß der Zufall es wollte, daß Sie meinen Mann
kannten und mir wenigstens noch das schreiben konnten, daß er die Kämpfe
überlebt hat. Hoffentlich ist's ihm in der Gefangenschaft auch nicht allzu
schlecht ergangen, daß meine Hoffnung auf eine Heimkehr und ein baldiges
gesundes Wiedersehen nicht umsonst sind. ... Es wäre bei uns auch
notwendig, daß der Ernährer bald heimkäme. Wir sind auf einer Pachtwirtschaft
, die zur Zeit von den Franzosen beschlagnahmt ist, die auch nichts
zahlen wollen und auch kein Geld haben. Die Metzgerei ist seit 1941 außer
Betrieb und das Leben ist teuer. Wir haben zwei Kinder, wovon er eines
noch gar nicht gesehen hat, aber im Herbst zur Schule kommt. ..."

Auf die Nachricht hin, daß Michael Keßler etwas über das Schicksal ihres
Mannes wußte, schrieb eine verzweifelte Frau Ende 1948: „ ... Gell,
tausend Fragen habe ich an Sie, aber sind Sie mir bitte nicht böse deswegen
. Schauen Sie, im April 1942 haben wir geheiratet und seitdem habe
ich meinen Mann nicht wiedergesehen. Es ist halt sehr schwer, gerade in
der jetzigen Zeit, wenn man so ganz alleine und unbemittelt eben durch die
Währungsreform dasteht. Aber man hofft eben immer das Beste. Nun sind
Sie mal so gut und erzählen mir mal ein bißl was. ..." Zum Jahreswechsel
1948/49 brachte der Briefträger folgenden Brief zu Michael Keßler:
„... Am 7. Februar werden es 7 Jahre, seit mein Mann fort ist, er hat nie
mehr seine Lieben und seine Heimat wieder gesehen. Bei uns sagt ein jeder
, wer jetzt noch nicht geschrieben hat aus Rußland, der kommt auch
nicht mehr, die sind alle tot. Ich glaube nicht, daß sie alle tot sind, aber ob
sie der Russe alle heim läßt? ... Ich warte jeden Tag, ob nicht mal ein einziger
kommt, der noch nicht geschrieben hat, dann hätte ich wieder frischen
Mut und würde getrost weiter hoffen. Vielleicht wissen Sie etwas Näheres.
Gern würde ich mal etwas über meinen Mann erfahren während der Soldatenzeit
, er hatte doch immer so Heimweh. ..." Auch aus dem folgenden
Brief vom Juni 1949 spricht Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem Ehemann
: „Sehr geehrter Herr Kessler! Ihren werten Brief habe ich erhalten.
Er hat die nach Jahren langen bangen Wartens fast erloschene Hoffnung
von neuem geweckt. Für Ihre tröstlichen Zeilen danke ich aus ganzem Herzen
. Vielleicht ist es Gottes Wille, daß wir unseren lieben Vater doch noch
einmal wiedersehen. Mein Mann war ja nicht von verzärtelter Natur. Wenn
er, wie Sie schreiben, gesund in die Gefangenschaft gekommen ist und die
Strapazen in der Hölle von Stalingrad ausgehalten hat, so hoffe ich sehnlichst
, daß er auch die Gefangenschaft gut überstehen wird. Sollten Sie
Näheres erfahren, so bitte ich Sie höflichst um Bescheid zu geben. ..." Die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0465