Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 466
(PDF, 140 MB)
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Horst Brombacher

Freude über die Nachricht, daß der Ehemann noch lebt, spricht aus den
Zeilen eines Briefes vom Januar 1950, gleichzeitig aber auch ein Hoffen
und Bangen: „... Ich bin ja so glücklich, daß ich weiß, daß mein Mann in
Gefangenschaft kam. Hatte schon damals den Gedanken, daß er lebt und
heute hoffe ich noch, daß er heimkommt. Sehr geehrter Herr Keßler! Ich
danke Ihnen von Herzen für die freudige Nachricht und wenn Sie irgend
etwas erfahren oder wenn ein Kamerad kommt, dann lassen Sie es mich
doch bitte wissen. Ich und meine zwei Kinder haben unseren Papa doch so
lieb und warten auf ihn. Sie schrieben mir doch, daß mein Mann bei der
Gefangennahme gesund war. Das gibt mir Kraft auf ein Wiedersehen. Aber
ich möchte nur wissen, warum keine Post kommt. Vielleicht bringt das
Jahr 1950 endlich die Entscheidung. Jedesmal, wenn ich im Radio höre, es
kommen Kriegsgefangene, denke ich, er ist dabei. Es grüßt Sie herzlich
Grete K."

Nun war es so, daß Michael Keßler beileibe nicht nur gute Nachrichten
zu verkünden hatte. Er hatte viele Soldaten in den Kämpfen und im Gefangenenlager
sterben sehen und sorgte auch in diesen Fällen mit seinen Informationen
für Gewißheit. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich.
Aber da viele insgeheim schon trotz aller Hoffnung mit dem Schlimmsten
gerechnet hatten, klingen die meisten Schreiben hierzu gefaßt. So auch die
folgende Passage: „... Seien Sie meinerseits für Ihre Aussagen über meinen
Mann nochmals herzlich bedankt. Sie haben mir wohl eine bittere Wahrheit
gesagt, mir aber zugleich Klarheit verschafft, wodurch mein künftiger
Lebensweg eine neue Wendung erfahren muß. So sehr ich hoffte, vielleicht
doch noch ein Lebenszeichen von ihm zu erfahren, diese bange Frage
mußte eine Lösung finden, so oder so. Ich tröste mich mit Millionen Frauen
und richte meinen Blick wieder vorwärts und will mich meines Helden
würdig zeigen. ..." Die Todesnachricht wurde meist mit Fassung getragen.
„... Trotzdem wir schon lange Zeit mit einem Wiedersehen unseres lieben
Sohnes nicht mehr gerechnet haben, hat uns Ihre Nachricht sehr ergriffen.
Was muß er doch noch gelitten haben, bevor er die Augen für immer
schloß. Es wird Ihnen wohl auch nicht mehr in Erinnerung sein, ob er noch
irgend einen Wunsch geäußert hat in Bezug auf seine Eltern. Sie werden
wohl verstehen können, Herr Keßler, daß man in solch einem Fall allerhand
gern wissen möchte. Eines gibt mir Trost, daß wir wissen, wo und
wie er sein junges Leben lassen mußte. Wir dachten immer, er sei den Russen
in die Hände gefallen und dort wie viele andere sein Leben beschließen
mußten. Sollten Sie noch in der Lage sein, mir Näheres von dem Ableben
meines Sohnes mitteilen zu können, wäre ich Ihnen von Herzen dankbar.
Nun hoffe ich noch, über meinen zweiten Sohn recht bald etwas zu erfahren
. ..." Dieses Schreiben stammte vom Juli 1949. Meist aber war es Trauer
und Resignation, die aus den Zeilen sprachen: „... Leider war es ja keine
erfreuliche Botschaft, aber ich war nach 6 Jahren Warten und Hoffen auf


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