Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 479
(PDF, 140 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0479
Die jüdische Gemeinde Stollhofen-Schwarzach

479

ebenfalls Handelsmann (Eisenhändler), und erhielt die Bürgerrechte in
Stollhofen 1824. Leopold Wertheimer, der Sohn von Bernhard, geb.
5. 1. 1833, wurde ebenfalls Metzger. Ein sehr wohlhabender Bewohner war
Simon Lang, geboren 8. 9. 1792 in Bodersweier. Er hatte die Bürgerrechte
von Stollhofen 1827 erhalten, war Handelsmann von Immobilien und Handelswaren
. Sein Besitz wurde 1840 auf 8050 Gulden taxiert, 1850 auf 7980
Gulden. Er umfaßte ein 1'/2-Etagenhaus aus Ziegel und Fachwerk, mit
Scheuer, Stall und Holzschopf. Das Haus lag ebenfalls an der Landstraße
(vergl. Bürgerbuch von Stollhofen 1839^-5). Die an der Landstraße liegenden
jüdischen Häuser sind mit „altem Rathaus" und „Kaufhaus Linz" zu
lokalisieren. Zum Vergleich: der Kronenwirt Josef Haug besaß ein Vermögen
von 7000 Gulden, Georg Mast, der Schwanenwirt, 5620 Gulden, der
Stadtmüller Anton Eckert 7500 Gulden, der Pflugwirt Augustin Schuh
5500 Gulden, Lammwirt Mathias Bechtold nur 2319 Gulden und der einfache
Landwirt Maurus Riester 1774 Gulden.

Neben der Abwanderung der Familien in benachbarte Städte (z. B. ging
Leopold Gernsbacher 1862 mit über 8000 Gulden nach Bühl) finden sich
in den Akten auch Auswanderer, die nach Amerika gingen. So wanderte
Isaak Lang, der Sohn von Simon Lang, 1854 nach Amerika aus. 1855 folgte
seine Schwester Augusta Lang nach. 1852 findet sich ein Rafael Lehmann
als Auswanderer in den Akten. Ein Sohn der Familie Wertheimer, Jacob
Wertheimer und Cecilia gingen ebenfalls 1854 nach Amerika. Marx
Lehmann erhielt 1867 einen Reisepaß. Er wollte seine Tochter in Amerika
besuchen, ob er je wieder zurück kam?

Abbruch der Synagoge, Auflösung der Gemeinde 1877

Bis zum Jahre 1877 wanderten nach der Lockerung der Schutzrechte die
Familie und vor allen Dingen die jungen Bewohner langsam aus Stollhofen
ab. Der Ort hatte schon lange seine Mittelpunktfunktion verloren. Auch
Schwarzach war immer mehr in den Sog der aufstrebenden und an der Eisenbahn
liegenden Städte wie Bühl oder Achern gekommen. Beide Orte
waren für Handelsleute nicht mehr ertragreich genug.

Schon im Jahre 1873 beantragte der Handelsmann Leopold Wertheimer
bei dem Israelischen Oberrat zu Rastatt, die jüdische Gemeinde zu Stollhofen
aufzulösen. 1873 wohnten nur noch die zwei älteren Ehepaare Elias
Oppenheimer und Leopold Wertheimer im Ort.

Die nach 1828 erbaute Synagoge, damals im zugeschütteten Stadtgraben
errichtet, und ein mit schlechtem Fundament ausgestattetes Gebäude,
war inzwischen eine Ruine geworden. Im Ortsbereisungsprotokoll am
20. Sept. 1876 findet sich eine Beschreibung des Gotteshauses:

„Es befindet sich an einer Gemeindestraße das Synagogengebäude, das
seit einigen Jahren nicht mehr benützt wird, in einem ganz verwahrlosten


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0479