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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 488
(PDF, 140 MB)
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Klaus Kreppel

Frageliste an, überlege mir einen Einleitungssatz, um ja nicht in ein unproduktives
Stocken zu geraten, was zu frühzeitigem Abbruch des Interviews
führen könnte. Man redet über „ihn" und weiß sich mit „ihm" teilnehmend
auf demselben heiligen Boden. Die Situation beruhigt sich wieder nach einiger
Zeit. Aber die Stimmung bleibt feierlich verhalten. Noch immer kein
weiteres Zeichen seiner Ankunft im Museumsgebäude, bis gegen 11.30 Uhr
ein weiteres Telefonat zwar die Anwesenheit Steff Wertheimers auf dem
Gelände noch immer versichert, aber den konkreten Aufenthaltsort nicht
zu nennen vermag. Steff ist offensichtlich seiner Crew für wenige Minuten
entkommen und sorgt für Ratlosigkeit unter den Mitarbeitern. Gegen 11.40
Uhr kündigt ein erneuter Telefonanruf sein zielgerichtetes Ansteuern unseres
Gebäudes an. Ich begebe mich mit Ruthi Ofek und meinem Sohn Ni-
klas, der die Finessen der Fotografie besser als ich beherrscht, in das Treppenhaus
, um die Ankunft Steff Wertheimers von oben zu beobachten. Er
ist da! - Noch führt er kurze Gespräche mit Mitarbeitern im Parterre, bis er
die Treppe heraufkommt und wir uns in einem der Konferenzzimmer zusammenfinden
. Wir stellen uns gegenseitig vor. Die Tatsache, daß mein
Sohn von seiner Ausbildung mit behinderten Jugendlichen erzählt, trifft
bei Steff Wertheimer, der selber eine Schule für Behinderte gegründet hat,
auf aufmerksame Ohren. Unser Gesprächseinstieg ist ganz spontan und
ganz anders als geplant verlaufen.

Kindheit in Kippenheim

Steff Wertheimer ist ein schwieriger Gesprächspartner. Er neigt dazu, ganz
zweckrational und kurz auf Fragen zu antworten, so daß die Checkliste eines
unflexiblen Interviewers schnell erschöpft ist. Außerdem spricht er
sehr leise in seinem unverkennbaren badensischen Akzent, der ihm auch
sechzig Jahre nach seiner Emigration aus Kippenheim erhalten geblieben
ist. Selbstverständlich beginne ich mit Kippenheim: „Ich habe aus zahlreichen
Filmen und Berichten über Sie erfahren, daß Sie in Kippenheim an
der badischen Weinstraße geboren wurden. In der Literatur über die badischen
Juden2 habe ich eine Auflistung der Kippenheimer Gewerbebetriebe
bis 1933 gefunden. Unter den acht Geschäften mit den Inhabernamen
„Wertheimer"3 fand ich eine Getreide-, Mehl- und Futtermittelhandlung
Eugen Wertheimer - war das möglicherweise der Name Ihres Vaters?" -
Steff Wertheimer sind gezielte Fragen angenehm, auf die er mit einem
freundlichen Ja antworten kann. Und mit zahlreichen kleineren Impulsen
erfahre ich einiges aus der Familiengeschichte Wertheimer.4

Ja, das war mein Vater, Eugen Wertheimer. Er war 1896 in Kippenheim
geboren. Meine Mutter Lina, die 1899 geboren war, hieß mit Mädchennamen
auch Wertheimer.5 So war ich mit zwei Linien verwandt. Die Wertheimers
lebten schon dreihundert Jahre in Kippenheim. Sie durften sich als


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