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Klaus Kreppet
Klaus Kreppel:
Eugen Wertheimer - war das
möglicherweise der Name Ihres
Vaters? - Steff Wertheimer:
Ja, das war mein Vater,
Eugen Wertheimer. Er war 1896
in Kippenheim geboren.
(Alle Fotos: Niklas Kreppel)
von Deutschland sehr erleichtert. Wir kamen nach Israel, und die Sache
war ausgestanden. Wir wohnten in Meeresnähe. Es war wunderschön,
jeden Tag ans Meer zu gehen. Mit elf Jahren habe ich mir noch kein Kopfzerbrechen
über die Probleme der Flüchtlinge oder der Emigration gemacht
. Ganz im Gegensatz zum Vater, der im Ersten Weltkrieg als deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens für sein deutsches Vaterland
gekämpft hatte. Die ersten Stationen der antijüdischen Diskriminierungspolitik
hatte Vater Wertheimer noch abwartend beobachtet: die Boykottmaßnahmen
gegen jüdische Geschäfte am 1. April 1933, die in Kippenheim
nur zögernd befolgt wurden,9 die antijüdische Schulpolitik im Jahre
1934, die Nürnberger Rassegesetze des Jahres 1935 und die staatsbürgerliche
Ausgrenzung der deutschen Juden durch das Reichsbürgergesetz des
gleichen Jahres. Für Eugen Wertheimer war die Schmerzgrenze erreicht.
Es war für ihn unverständlich und gleichzeitig unerträglich, daß ihm die
Nazis sein „Deutschsein" aberkennen wollten: Er hatte als Teilnehmer des
Ersten Weltkriegs ein Bein bei Verdun verloren. Er hatte für Deutschland
gekämpft, seine Gesundheit geopfert und war sehr wütend über die
„ Schweinereien " Hitlers, die Juden aus der deutschen Bevölkerung auszu-
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