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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 493
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Der Galiläer aus Kippenheim

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deutschsprachiges Judentum" in Tefen. Shiloni war ein einsamer Pionier,
der in Zeiten der allgemeinen Scham über die deutsche Herkunft an die
verlorenen Wurzeln erinnern wollte.15 Es gab gerade zur Zeit der „fünften
Aliya" große Vorurteile gegen die deutschen Juden. Shiloni wollte zeigen,
welche Aufbauleistungen die deutschen Juden für Israel erbracht haben.
Und daran wollen wir in diesem Museum erinnern. Wer von Ruthi Ofek
oder von Steff Wertheimer selbst die Exponate und das archivierte Material
erklärt bekommt, versteht, daß aus dem Kose- und Spottnamen „Jekke"
inzwischen eine allgemeine positive Bezeichnung geworden ist, die die
Menschen aus dem deutschsprachigen Raum offensichtlich auch gern annehmen
, wie Avi Primor, der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland
, meint.16 Und dies bestätigte schon in den sechziger Jahren der große
Rabbiner Shlomo Rülf in seinen Lebenserinnerungen: „Der anfängliche
Spottname wird heute tatsächlich mit Hochachtung ausgesprochen."17 In
diesem Sinne wurde der Begriff auch in den zahlreichen TV-Beiträgen der
letzten Zeit wiedergegeben, in denen auch Steff Wertheimer interviewt
wurde.18 Und in diesem Sinne hat Wertheimer diesen Begriff in unserem
Gespräch verstanden und verwendet.19 Steff Wertheimer versteht sich als
ein solcher „Jekke" mit den genannten Eigenschaften wie Risikobereitschaft
und Unternehmergeist. Auch sein Vater brachte diese „jekkischen"
Charaktermerkmale mit nach Israel, machte aber bittere Erfahrungen mit
den ökonomischen Gesetzen des Orients.

Ich bin in Deutschland geboren und werde immer deutscher Jude bleiben
. Dies ist eine Tatsache. Und ich bin sehr froh, daß ich eine Chance
hatte, hier in Israel am neuen Leben mitzuarbeiten. Steff Wertheimer ist
heute vor allem „Israeli". Und wie er dies geworden ist, das erzählt er uns
aus seiner israelischen Vita, die vor 65 Jahren in Tel Aviv begann. Mein
Vater hatte bereits 1935 beschlossen, nach Eretz Israel auszuwandern. Dazu
wollte er eine vollständige Getreidemühle mitnehmen. Diese wurde Teil
für Teil auseinander genommen, in Einzelteile verpackt und auf ein Schiff
verladen, das sie nach Tel Aviv brachte. In „Nahlat Itzhak", das heute ein
Vorort von Tel Aviv ist, wurde die Mühle wieder aufgestellt. Sie steht heute
noch immer dort. Allerdings wechselte sie recht früh ihren Besitzer, da
mein Vater sie nach drei Jahren wieder verkaufte. Er hatte damals nicht
gewußt, daß hier die Geschäfte nicht so liefen wie in Deutschland. Mein
Vater arbeitete weiterhin als Selbständiger in Israel. Er ist allerdings sehr
früh, schon mit 65 Jahren, verstorben.

Steff Wertheimer bedauert den frühen Tod des Vaters, zu dem er offensichtlich
ein gespanntes Verhältnis hatte. Ja, mein Vater hat nicht an mich
geglaubt. Ich hatte viele Konflikte mit ihm, besonders als ich mit knapp 14
Jahren von der Schule flog. Dabei wird berichtet, daß es noch nicht einmal
Faulheit oder Unfähigkeit gewesen seien, welche seiner Schulkarriere ein
Ende setzten. Der eigentliche Grund für den Verweis von der „Tel Nordau


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