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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 505
(PDF, 140 MB)
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Der Galiläer aus Kippenheim

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Mäzen geworden, der für Dauerausstellungen und wechselnde Expositionen
sorgt. Seit 15 Jahren haben wir hier das Offerte Museum mit seinem
Skulpturengarten und seinen Galerien für alle israelischen Künstler. Ich
möchte zeigen, daß Unternehmertum von heute nichts zu tun hat mit technokratischer
Welt. Kreativität bedeutet: alle Sinne des Menschen anzusprechen
, Rationalität und Seele, Kunst und Technik. Das ist besonders wichtig
für Juden und Araber, die sich in ihrer Tradition manchmal zu sehr auf's
Predigen und Philosophieren, auf Musik und Kunst konzentriert haben.
Die protestantische Idee von der Arbeit muß wieder entdeckt und vermittelt
werden, gerade in einer Epoche der Automatisierung. Es haben zu viele
Juden Nobelpreise nur für Philosophie erhalten. Offensichtlich haben sich
noch zu wenige Wirtschaftswissenschaftler solche Meriten verdient. Tefen
und die übrigen Industrieparks versteht Steff Wertheimer als ein Gewächshaus
für künftige Produktivität, das auch Schutz bieten soll vor jeder staatlichen
Bevormundung und bürokratischem Würgegriff. Auch die allmächtige
Gewerkschaft „Histadrut" bleibt in Tefen außen vor. Diese Haltung
stößt bei einem Mitteleuropäer, der im gezähmten Kapitalismus der sozialen
Marktwirtschaft groß geworden ist, auf Unverständnis, sie enstpricht
Wertheimers radikal-liberaler Weltanschauung, die zunächst nach „Kapitalismus
pur" klingt, aber als kritische Gegenreaktion auf die „Freitisch-
Philosophie" staatlichen Subventionismus und Interventionismus in Israels
Wirtschaftsgeschichte zu verstehen ist.

Verhältnis zur Politik

Mit dieser Philosophie ging Steff Wertheimer übrigens schon 1977 in
die Politik. Auf der linksliberalen „Dash"-Liste des früheren Generals und
Archäologen Yigael Yadin wurde er für eine Legislaturperiode in die Knesset
gewählt. „Dash" ist die Abkürzung für „Tnuah Demokratit
leShinui" und bedeutet so viel wie „Demokratische Bewegung für Veränderung
". Das Zauberwort „Shinui" faszinierte auf Anhieb enttäuschte
Wähler des erstarrten Arbeiterblocks „Ma'arach", der sich im Jahre 1977
in einem miserablen Zustand befand. Die späteren Nobelpreisträger Rabin
und Peres bekriegten sich öffentlich als Ministerpräsident und Verteidigungsminister
. Als dann noch die Presse enthüllte, daß Rabins Frau Lea
ein illegales Dollarkonto in Amerika führte, trat Rabin zurück und Peres
führte seine Amtsgeschäfte bis zu den Wahlen im Mai 1977, bei denen die
„ewige" Mehrheitspartei „Ma'arach" mit dem Verlust von 19 Sitzen auf 32
Mandate fiel, der rechte Likud von 39 auf 43 Mandate stieg. Das eigentlich
Erstaunliche dieser Wahl bestand darin, daß Wertheimers „Dash" dem Arbeiterblock
auf Anhieb 15 Mandate weggenommen hatte.

Politisch beginnt im Jahre 1977 die „Ära Begin", die den Friedensabschluß
mit Ägypten bringt. Doch so manches Politiker-Gezänk lähmt die


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