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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 521
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Ein schwarzes Dorf wird braun

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fen wir sagen, daß in Steinach alles anders geworden ist. Der Großteil der
Bevölkerung hat alten Geist und alte Farbe abgetan und hat sich einheitlich
unter die Idee und den Willen unseres Führers gestellt."49

Zur Rolle der katholischen Kirche

Auffällig ist, daß bei vielen Veranstaltungen die katholischen Geistlichen
des Dorfes mit einbezogen wurden. Auch der Kirchgang war für die Nationalsozialisten
des Dorfes nichts Außergewöhnliches. Ein strikt antiklerikaler
Kurs hätte 1933 in Steinach sicherlich viele abgeschreckt. Auch die
kirchlichen Vereine, wie die DJK, der Gesellenverein oder die Jungfrauenkongregation
, mußten an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen. Die
Folge war, daß für viele Katholizismus und Nationalsozialismus sich nicht
ausschlössen.

So schrieb am 18. März der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber an
den Kardinalstaatssekretär Pacelli: „Betrüblich ist, daß auch in meiner Erzdiözese
eine größere Anzahl rein katholischer Gemeinden mit fliegenden
Fahnen zu dieser Partei hinübergezogen sind ... Interessant und tief bedauerlich
ist es jetzt schon, daß manche, die bisher treu zum Zentrum und zu
den katholischen Organisationen gestanden sind, nunmehr sich ängstlich
zurückziehen oder ihre Anmeldung bei den Nationalsozialisten bereits
vollzogen haben."50

Zu diesem Zeitpunkt gab es in Steinach noch ein relativ großes und starkes
Zentrumslager, doch änderte sich dies in den folgenden Monaten, zum
einen, weil die NSDAP immer mehr Bereiche unter ihren Einfluß brachte,
zum anderen, weil sich die offizielle Linie der katholischen Kirche zum
Nationalsozialismus änderte.

Man darf den Einfluß der Kanzeln und der katholischen Presse, in unserem
Falle der Kinzigtäler Nachrichten, in katholischen Landgemeinden
nicht unterschätzen. Vor allem die Hirtenbriefe und Erklärungen der
Bischöfe erreichten auf diesem Wege einen recht großen Teil der katholischen
Bevölkerung. So wie vor dem März 1933 die ablehnende Haltung
zur NSDAP verbreitet wurde, so wurde danach die neue Position verkündet
, die auf den Versprechungen Hitlers gegenüber der katholischen Kirche
und der Hoffnung auf ein Konkordat mit dem Vatikan beruhte. In einer Erklärung
der Fuldaer Bischofskonferenz vom 28. März 1933 war dies zum
ersten Mal geschehen. So glaubte „der Episkopat das Vertrauen hegen zu
können, daß die vorbezeichneten allgemeinen Verbote und Warnungen (gegenüber
dem Nationalsozialismus) nicht mehr als notwendig betrachtet zu
werden brauchen".51

Vor allem der Freiburger Erzbischof Gröber befürwortete die katholische
kirchenfreundliche Richtung im Nationalsozialismus. In einer Rede
auf der Diözesansynode vom 25. bis 28. April 1933 sagte er jetzt: „Wir


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