Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 535
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„ Gedenkstätte Vulkan " Haslach im Kinzigtal

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gene des Konzentrationslagers „Flossenbürg" verstärkt. Unter Anleitung
der Organisation Todt bauten die Häftlinge die Zufahrtsstraßen aus und erweiterten
die Stollen. Täglich mußten sie zu den in fünf Kilometer Entfernung
liegenden Stollen am „Vulkan" marschieren. Ihr Weg führte sie auf
dem Hin- und Rückweg durch die Stadt. Der Bevölkerung blieb der jammervolle
Zustand der Männer nicht verborgen und viele legten Äpfel oder
Brot an den Wegrand, was bei der großen Zahl von Gefangenen kaum
wirkliche Hilfe aber vor allem moralische Aufmunterung bedeutete. Die
Annahme dieser Nahrungsmittel zog für viele Häftlinge heftige Schläge
nach sich, auch Erschießungen sind belegt.

Gegen Ende 1944 brachen im Lager „Sportplatz" Seuchen aus. Miserable
medizinische Pflege, schlechte Ernährung und häufige Mißhandlungen
schwächten die Arbeitskraft der abgemagerten Häftlinge und führten zu
täglichen Todesfällen. Als Erwin Dold kurz vor Weihnachten 1944 die Lagerleitung
übernahm, versuchte er die Verhältnisse zu verbessern, was ihm
die Überlebenden bis zum heutigen Tag danken. Dennoch war der Zustand
der meisten so schlecht, dass viele noch in Haslach starben. Die arbeitsfähigen
Häftlinge wurden in andere Lager in die Gegend um Rottweil oder
nach Dachau verschickt. Am 15. Februar 1945 kamen die Schwerkranken
in das Konzentrationslager „Vaihingen/Enz". Eine große Zahl von ihnen
verstarb in diesem Lager oder überlebte die Befreiung nur um kurze Zeit.

„ Vulkan " und „ Kinzigdamm " — Außenlager des Sicherungslagers
Schirmeck

In der Zwischenzeit hatte man Anfang Dezember in den Stollen am Vulkan
ein Nebenlager des Sicherungslagers Vorbruck-Schirmeck im Elsaß eingerichtet
. Hunderte von Häftlingen dieses Lagers, vornehmlich Franzosen
und Elsässer, waren zuvor nach Rastatt evakuiert worden, wo sie in der Festung
zusammen mit Russen und Polen interniert wurden. Nur mit einer
einzigen Ration Brot pro Häftling waren sie drei Tage mit dem Zug unterwegs
. Am 4. Dezember 1944 erreichten mehr als 700 Häftlinge Haslach.
Mangels anderer Unterbringungsmöglichkeiten hatte man in den Stollen
lediglich Holzpritschen auf den Boden gelegt und mit Stroh bedeckt, das in
den folgenden Monaten nie erneuert wurde. Die hygienischen Verhältnisse
waren unvorstellbar. Einige Tage lang wurde die Notdurft am Ende der
Stollen verrichtet, danach gab es ständig überlaufende Toilettenkübel. Viele
der Häftlinge sahen während der folgenden vier Monate kein Tageslicht.
Nässe, Kälte, Hunger und Krankheiten, ständige Mißhandlungen und auch
Erschießungen machten dieses Lager zur „Hölle Vulkan".

Als am 10. Dezember 1944 aus Niederbühl ein weiterer Transport mit
300 Häftlingen, in der Mehrzahl Elsässer und Franzosen, in Haslach ankam
, sollten die Männer in die überfüllten Stollen auf dem Vulkan


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