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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 606
(PDF, 140 MB)
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606

Inge Jockers

Hochzeit vor der Tür. Zuvor sahen sich die Partner selten. Kam der Partner
einmal zu Besuch, so blieb immer ein Erwachsener dabei und es wurde zur
frühen Heimkehr angehalten. So jedenfalls wird es in der Erinnerung der
Frauen dargestellt.

„So long wie möglich geheim halte. Do het mer nix devoe gwißt. Also do isch mer
wirklich noch geh fenschterle gonge. " (1924)

Kam es dann zur „Bschau", war die Hochzeit endgültig beschlossen. Bei
der „Bschau" wurde der Hof des zukünftigen Partners mit dem Vater allein
oder mit beiden Elternteilen besichtigt. Man kannte zwar meistens die Verhältnisse
, aber der Brauch wurde eingehalten. Waren sich alle einig, stand
einer Hochzeit nichts mehr im Wege.

„Jo, mir sin au do gsin. De Hof cieguckt, wie's isch. De Wader isch dehie gsi, d'Mu-
edder au. S'isch halt Bschau gsi. Do het mer gwißt, wie de Hof isch. Aber des ghert
halt dezue: Die hen Bschau, die mache Hochzit." (1911)

Hochzeit: „No het mer ghierat, no war mer versorgt." (1920)

Ausschlaggebend für die Zustimmung zur Partnerwahl war die Aussteuer,
die das Mädchen von daheim mitbrachte. Die Aussteuer galt als Entlohnung
für die unentgeltliche Arbeit, die die Mädchen bis zur Heirat auf dem
elterlichen Hof geleistet haben.

„D'Muedder het als gsaid, du bisch s'einzig Maidli, un muesch deheim schaffe, du
derfsch net leer gou." (1915)

Zur Aussteuer gehörten die Schlafzimmermöbel, eventuell Stubenmöbel
oder Küchenmöbel sowie Stoffballen, Bettwäsche und Kleider. Dazu kam
noch ein Geldbetrag.

„Schlofzimmer un d Stube. Die het mer mache lou biem Schriener. Un d'Matratz,
biem Sattler. Un s'Federbett. D'Muedder het alle drei Maidli kenne d'Better vun ihre
Gausfedere mache len. Un drei neii Rock, komplett vum Schninder. Un drei Paar
Bettanzieg. Un zue jedem Bett zwei Bettiecher, rieschtene." (1912)

Der Umfang der Aussteuer prägte den Umgang der Schwiegereltern mit
der Schwiegertochter. Heiratete das Mädchen auf einen größeren Hof ein,
bekam sie das zu spüren.

„No het's gliech gheiße, was hesch du bracht? Wem mer net e Side Speck un Mate-
rialie oder en Bolle Geld brocht het, het mer halt nix ghae." {1924)

Mit der Heirat verließ das Mädchen den elterlichen Hof. Heirat bedeutete
für die Frauen damals Versorgung und Sicherheit. Sie hatten zu essen, zu
arbeiten und eine Familie und hatten somit ihr Ziel erreicht.


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