Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 620
(PDF, 140 MB)
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620

Inge Jockeis

Menstruation: „Des het miesse verheimlicht were." (1920)

Die monatliche Blutung war für die Frauen eine Belastung. Zum einen bedingt
durch die hygienischen Möglichkeiten, zum anderen durch die Vorurteile
der bäuerlichen Gesellschaft.

„Ha seil war jo frieher gonz schlimm, wenn sie ihri Period ghoe hen." (1925)

Bevor es Stoffbinden oder später industriell gefertigte Binden gab, halfen
sich die Frauen durch Zusammenknoten der langen Hemden, die sie trugen
, oder sie steckten sie zwischen den Beinen mit einer Sicherheitsnadel
zusammen.

„Also gonz frieher, do hen sie longi Hemder oe ghoe. Un do hen sie unde e Hexe-
guff nie gmocht, hen sie als verzehlt. Un no später het mer die Bindern ghoe."
(1925)

Wie die Mütter damit umgingen, konnten sie nicht erzählen, da das Thema
tabu war.

„Ich glaub d'Mueder het als gsaid, gar nix het mer gha. Was het se als zue mir
gsaid: Du muesch e aide Lumpe oder was ins Bett due, dass s 'Bett net so dreckig
wurd. Aber sunsch, do isch jo au net drieber gsproche wore. Des isch jedem sin Geheimnis
gsi." (1924)

Die ersten Binden waren aus Stoff und mußten gewaschen werden. Die gewaschenen
Binden wurden auf der Wäscheleine getrocknet. Da die Menstruation
mit einem Tabu belegt war und als unrein empfunden wurde, waren
auch damit Schwierigkeiten verbunden. Die Frauen mußten die Binden
versteckt aufhängen, damit sie nicht gesehen wurden. Kamen die Binden
mit Männerwäsche in Berührung, wurden die Frauen dafür zur Rechenschaft
gezogen.

„Jetz hab ich die Binde hinter de blaue Hemder im Garde, hab ich jo d'Wäsch uf-
ghängt, verschoppt (versteckt). Un do isch e Bind hinter'm Opa sinem Hemd
ghängt. Aber der het mich fertig gmocht. Heimlich hesch se immer hinter ebbis
ghängt, dass es nieme gsehne het. Des het miesse verheimlicht were. Wie d'Mensche
frieher plogt gsi sin." (1920)

Das Aufhängen der Binden wurde von der Öffentlichkeit beobachtet, zeigte
es doch, wann die Mädchen geschlechtsreif wurden oder ob die Frauen
schwanger waren.

„Do isch guckt wore. Die junge Kerle hen scho guckt, ah, selli, gell. " (1920)


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