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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 653
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Mitteilungen

653

Gleichzeitig dürfte es sich um einen der größten Feldzüge des Spätmittelalters
im südwestdeutschen Raum gehandelt haben.

Daher besteht m.E. eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit, daß sich dieses
Ereignis in zeitgenössischen Schrift- und Bildquellen niedergeschlagen
haben muß.

Diebold II. von Geroldseck hatte dem Pfalzgrafen den Erbdienst aufgekündigt
. Die „Elsässische Chronik"13 beschreibt die Vorgänge so:

„Auf St. Germanstag jenes Jahres zogen Herr Hansdart und Herr Ludwig
von Bayern mit zweihundert wohlgerüsteter Pferde vor die Burg. Etwa
ein Monat lang nit genötigt oder beschossen, sondern nur geschanzt und
ein unüberwindlich Wehr zugerüstet. Am Samstag nach Bartholomäi kam
zu Kehl eine große Menge Büchsen an, samt Streit-Büchsen und Schlangen
, die an den pfälzischen Büchsenmeister Martin abgeliefert wurde. Auf
Egidi (1. September) kam der Churfürst mit Grafen, Freien, Rittern und
Knechten mit 1600 Pferden, worauf sofort die Beschießung begann."

Acht Tage später war eine Bresche in die Ringmauer geschossen, und
die Burg wurde vor dem angesetzten Sturm übergeben. Laut Chronik befanden
sich in der Burg 22 Edelleute und 70 (oder 91) Bauern. Der Pfalzgraf
scheint einen großen Teil seines Gefolges herangeführt zu haben. In
der Chronik werden 1800 „gerüsteter guter Leut", 400 gewappnete
Fußgänger, 250 Schweizer, 1600 Knechte, dazu 359 Ritter und Edelleute
mit Gefolge genannt. Insgesamt seien es 8009 Mann gewesen, außerdem
die Geschütze und ein Troß von 800 Wagen.

Der namentlich erwähnte Büchsenmeister der Belagerung von 1486
hieß Martin, ist also nicht mit Philipp Mönch identisch. Dennoch erscheint
es denkbar, daß Mönch - vielleicht in einer untergeordneten Position - an
der Belagerung teilnahm.

Die Geroldsecker konnten offenbar erst 1534 nach langen Streitigkeiten
die Geroldseck wieder in Besitz nehmen. Die Kurpfälzer verloren ihre südlichen
- u.a. die Ortenauer - Besitzungen bzw. Reichspfandschaften um
1504/5 (am Ende des Landshuter Erbfolgekrieges durch den Kölner
Spruch Kaiser Maximilians) und wurden dadurch auf ihre Kernbesitzungen
beschränkt.14

Der Baubestand der Geroldseck wiederum zeigt, daß 1486 - zumindest
was die Oberburg angeht - keine größeren Zerstörungen stattgefunden haben
können. Das heißt in aller Deutlichkeit, daß der Kurfürst eine Besatzung auf
der Burg zurückgelassen haben muß, die dort bis 1504/5 verblieb. Da Pfalzgraf
Philipp einigen Teilen des Friedensschlusses nicht zustimmte, könnte die
Besatzung sogar noch wesentlich länger auf der Geroldseck gelegen sein.

Die Burg Geroldseck wurde also 1486 nicht zerstört und blieb offenbar
von kurpfälzischen Truppen besetzt. Hohengeroldseck erfüllt somit weitaus
besser als die Schauenburg die notwendigen Voraussetzungen, um
1496 überhaupt wirklichkeitsnah dargestellt werden zu können.


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