Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 658
(PDF, 140 MB)
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658

Mitteilungen

Zwei Venezianer reisen im Jahr 1492 durch die
Ortenau: „.. . ritten sie morgens nach einem Kastell
mit Namen Offenburg ..."

Gibt es zur Geschichte der frühen Neuzeit noch Überraschungen in den
Archiven? Wohl kaum, denn das meiste ist mittlerweile publiziert. Aber
genau hier liegt das Problem: wer kann die Literatur über die Geschichte
des christlichen Abendlandes auch nur annähernd vollständig gelesen haben
? Und so sind Überraschungen mittlerweile eben in dieser historiogra-
phischen Literatur zu suchen.

Die „Zeitschrift für Kulturgeschichte" jedenfalls, herausgegeben von
Georg Steinhausen, Kustos an der Universitätsbibliothek Jena, hat man in
der entfernten Ortenau damals, als 1895 Band 2 der Neuen Folge erschien,
nicht zur Kenntnis genommen, obwohl darin ein venetianischer Reisebericht
über Süddeutschland (auch Ortenau), die Ostschweiz und Oberitalien
aus dem Jahre 1492 veröffentlicht wurde. Henry Simonsfeld hatte die
Handschrift in der Markusbibliothek zu Venedig gefunden und schon damals
, 1895, mit Bedauern feststellen müssen, „daß dieser Text bei uns
doch unbeachtet geblieben und in Vergessenheit geraten ist":

Im selben Jahr 1492, als Christoph Columbus jenen unbekannten Kontinent
Amerika entdeckte, machten sich zwei venetianische Edelleute mit
Gefolge im Auftrag der Stadtrepublik auf den Weg zu Kaiser Friedrich III.
und seinem Sohn, König Maximilian, um ihnen offiziell die Glückwünsche
der Republik zur Wiederherstellung des Friedens nach einem Krieg in
Bayern zu überbringen. Einer der Reisenden hat über diese Tour, die von
Anfang Juni bis Ende September 1492 währte, Aufzeichnungen in Tagebuchform
gemacht. Das Bemerkenswerte dabei ist, daß er sehr exakt und
ausführlich vorging, also Dinge registrierte, die bis dahin kaum festgehalten
worden waren.

Die Hauptfiguren der Delegation waren die beiden Edelleute Giorgio
Contarini, Graf von Zoffo und Polo Pisani. Als Sekretär hatten sie Giorgio
de Federicis und dessen Gehilfen Andrea de Franceschi dabei. Und letzterem
verdanken wir die Aufzeichnungen. Er war damals ein junger Mann
von 20 Jahren, der schon seit mehreren Jahren in der Kanzlei des Dogen
gearbeitet hatte und es später (1529) bis zum Großkanzler, einem der höchsten
Ämter der Republik, bringen sollte.

Vollständig schrieb Franceschi nun Tag für Tag auf, an welchem Ort die
Gesandtschaft sich aufgehalten, was sie gesehen und erlebt hatte. Er gab
genau die Entfernungen der Orte voneinander an, nannte die Gasthäuser
und ihren jeweiligen Komfort, Essen und Trinken, skizzierte wiederholt die
Landschaft und beschrieb ausführlich die größeren und kleinern Städte.


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