Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 685
(PDF, 140 MB)
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Buchbesprechungen und Hinweise

685

Dugrillon, Max: Auf den Spuren der
„Krotte". Alte, zum Teil vergessene
Ortsnecknamen des Acher- und
Renchtales, 148 S., viele Abbildungen.
Selbstverlag des Verfassers, Achern-
Mösbach 2000, 24,80 DM.

Ein zweifellos vernachlässigtes Gebiet
unserer Volkskunde stellt die wissenschaftliche
Erforschung jener populären
Spitznamen dar, welche irgendwann einmal
den Einwohnern unserer Dörfer und
Städte von mehr oder weniger boshaften
Nachbarn beigelegt wurden. Man hat sogar
den Eindruck, daß sie heute im Alltag
immer weniger gebraucht und mehr und
mehr auf die Bezeichnung der Masken
eingeschränkt werden, die sich viele Narrenvereine
während der letzten Jahre nach
dem Vorbild der alten Necknamen geschaffen
haben. Man muß daher Max Dugrillon
danken, daß er die Übernamen der
Gemeinden im nördlichen Ortenaukreis
sammelte und damit sicherte. Auf der Basis
vielfältiger wissenschaftlicher Literatur
, zahlreicher Ortschroniken, dem Internet
und nicht zuletzt neuerfaßter mündlicher
Überlieferung listet der Verfasser 46
Beispiele von Belzblaugle bis Zwetschgebacher
auf und versucht sie zu deuten.
Dabei findet er ein gemeinsames Grundmotiv
, aus dem heraus alle diese Namen
entstanden sind: die totale Armut der
Menschen in früheren Zeiten, deren besondere
lokale Erscheinungsform die
Nachbardörfer dazu nutzten, einander zu
foppen. Diese Erklärung hat manches für
sich, man wird sie trotzdem in jedem Einzelfall
überprüfen müssen.

Der Autor verschweigt auch die
Schwierigkeiten nicht, die sich dem richtigen
Verständnis unserer Bezeichnungen in
den Weg stellen; die Entstehungszeiten
festzulegen gehört dazu und insbesondere
die Verschleierung, wie Dugrillon den
Vorgang nennt, die Veränderung der
Urnecknamen in Form und Bedeutung
durch den Alltagsgebrauch über Jahrzehnte
, die im Wesen der Volkssprache liegt.
Man kann das Bändchen empfehlen, auch

weil es nicht streng am Thema klebt, sondern
über die Namenskunde hinaus wertvolle
Informationen über die gesamte lokale
Kulturgeschichte gibt.

Karl Maier

Jakob, Dieter / Werner, Johannes /
Parry-Hausenstein, Renee-Marie (Hrsg):
Wilhelm Hausenstein als Wegbereiter
der deutsch-französischen Beziehungen
(= Wilhelm-Hausenstein-Symposium
1998). München 2000,156 S.

Rechtzeitig zum 50. Geburtstag der
Bundesrepublik Deutschland standen
1998 Leben und Werk des Hornberger Ehrenbürgers
Wilhelm Hausenstein im Mittelpunkt
eines Symposiums, das seine
Rolle als Wegbereiter der deutsch-französischen
Verständigung nach dem Zweiten
Weltkrieg herausarbeitete und würdigte.
Hier in seiner Vaterstadt Hornberg, wo er
1882 zur Welt gekommen war, wurde des
Mannes gedacht, der als erster Botschafter
der jungen Bundesrepublik in Frankreich
von 1950-1955 wirkte.

Die Beiträge des Symposiums, die in
dieser Publikation zusammengetragen
wurden, stellen ein wichtiges Geschichtsdokument
dar. Wie es Hausenstein gelungen
ist, mit sensiblem Taktgefühl die ersten
Schritte nach der Katastrophe des
Nationalsozialismus in Richtung Frankreich
zu tun und den einstigen „Erbfeind"
so anzusprechen, daß man dort an die
Ernsthaftigkeit des demokratischen Neubeginns
glauben konnte, das ist spannend
und informativ dargestellt. Besonders interessant
sind die Erinnerungen der Tochter
dieses „Diplomaten des Friedens" an
die Pariser Jahre, als die Bonner Bürokratie
den eigenen Botschafter mehr als einmal
brüskierte. Hausenstein hat im Stillen
unendlich viel für die Entspannung, für
die deutsch-französische Freundschaft, für
Europa bewirkt. Man sollte ihm noch
mehrere solcher geistiger Denkmäler setzen
wie dieses verdienstvolle Buch. Und
den nächsten Hausenstein-Symposien sei


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