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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 118
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Walter Ernst Schäfer

scherosch wäre das dann doch zu viel gesagt. Aber es erstaunt, dass die
gräfliche Familie diese Prachtausgabe drucken ließ, für deren Kosten Mo-
scherosch allein unmöglich hätte aufkommen können.

Die umfangreiche Schrift wurde zwei Jahre nach dem Tod des Grafen
Johann Reinhard II. in Straßburg gedruckt. Sie ist der Witwe des Grafen,
Anna Magdalena, einer geborenen Pfalzgräfin von Rhein, gewidmet. Das
Porträt links, gestochen von Abraham Aubry, einem bekannten Straßburger
Kupferstecher, war zum Ehrengedächtnis für Johann Reinhard bestimmt.
Es zeigt ihn mit dem Marschallstab, als „ArchimarschaH" des Bistums
Straßburg, einem Titel, den die Hanauer Grafen von Alters führten. Im
Hintergrund ist eine adlige Jagdszene zu erkennen. Die Lob spendenden
lateinischen Verse stammen von Quirin Moscherosch.

Es ist nicht nötig, das Titelblatt im Detail zu erklären, doch auf eine
Kleinigkeit möchte ich hinweisen, auf das Wappenzeichen der Moscherosch
, Johann Michaels und Quirins, links oben. Es ist ein achtstrahliger
Stern, der in ein Kreuz eingelassen ist. Die Umschrift „Kreutz und Stern
kompt vom Herrn" erklärt diese Zeichen. Johann Michael gebrauchte die
gleichen Zeichen mit der Umschrift „per aspera ad astra" und meinte damit
das Gleiche. Es ist eben doch erstaunlich, dass Quirin Moscherosch sein
Familienwappen in diesen höfischen Prunktitel einbringen durfte.

Außerhalb des Hanauerlandes erfuhr Quirin Moscherosch als Poet zwei
Jahre vor seinem Tod, 1673, eine besondere Ehrung. Er wurde in die Reihen
der Nürnberger Dichtergesellschaft, in den ,Pegnesischen Blumenorden
' aufgenommen.18 Diese nannte sich, wie so viele Dichter- und
Sprachgesellschaften der Zeit, nach dem Fluss, an dessen Ufer sie zusammenzukommen
pflegte, nach der Pegnitz, und nach den verschiedenen
Blumenarten, welche die Mitglieder sich als Symbole aussuchten: ,Pegne-
sischer Blumenorden'. Das hatte Quirin nun nicht mehr allein seinen guten
Beziehungen nach Nürnberg, auch zu dem Vorsitzenden der Gesellschaft,
zu Sigmund von Birken, zu verdanken. Er war inzwischen durch seine
Dichtungen bekannt geworden. Es war zwar nicht die vornehmste der deutschen
Dichtergesellschaften, nicht die Fruchtbringende Gesellschaft, in die
sein älterer Bruder fast dreißig Jahre früher aufgenommen worden war,
aber doch eine im deutschen Reich weithin bekannte Vereinigung.

Das Programm der Pegnitzschäfer kam Moscherosch entgegen. Sie hatten
einen zweiten Reformschub in der deutschsprachigen Poesie nach der
ersten wirkungsvollen Reform von Martin Opitz und seinen Anhängern zu
Beginn des Jahrhunderts eingeleitet. Hatte Opitz zur Bändigung der deutschen
Sprache nach den Regeln der Rhetorik und Poetik noch einseitig den
majestätisch daherrollenden Alexandrinervers empfohlen, so gingen die
Pegnitzschäfer nun zu leichteren und eleganteren Versmaßen, zum Daktylus
und zu Strophen mit unregelmäßigen Versen über. Ja, sie experimen-


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