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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 135
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Von Kaufleuten, Kaminfegern und Zinngießern

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Gulden für das Lesen von Messen bei den Franziskanern und Kapuzinern
in Offenburg, bei den Kapuzinern in Oberkirch und Oppenau und den
Franziskanern in Kenzingen ausgegeben werden sollten. Außerdem gab er
den Offenburger Armen ein Almosen von 10 Gulden. Obwohl Madon also
offenbar in seiner neuen Heimat, insbesondere in der Kirchengemeinde,
verwurzelt war, kann man vermuten, dass die italienische Herkunft dennoch
eine Rolle in seinem Leben spielte. So ist anzunehmen, dass er zumindest
mit Familienmitgliedern weiterhin italienisch sprach. Einer der
seltenen Belege dafür ist ein italienisch verfasster Schuldschein zwischen
Madon und seinem Schwiegersohn aus dem Jahr 1697.12 Er weist darauf
hin, dass die beiden in der Muttersprache miteinander verkehrten. In dem
Schuldschein findet sich auch der eigentliche Name des Kaminfegers:
Pietro Maria Madona.13

Nach Madons Tod bewarb sich der bislang als Kaufmann tätige Schwiegersohn
Jacob oder Giacomo Brouzetto um das Amt des Kaminfegers.14
Wie Beispiele aus anderen Städten zeigen, war es nicht ungewöhnlich, dass
die Schornsteinkehrerei und ein Handelsgeschäft parallel betrieben wurden
.15 Dass dies auch in Offenburg bekannt, jedoch nicht unbedingt erwünscht
war, zeigt eine Anmerkung im Zusammenhang mit Madons Bürgerannahme
. Es wurde dort ausdrücklich vermerkt, dass er keinen Handel
treiben, sondern sich alleine mit dem Kaminfegen ernähren solle.16 Möglicherweise
war die Handelstätigkeit Brouzettos ein Grund dafür, dass er bei
der neuerlichen Stellenvergabe nicht auf den ersten Rang kam. Die Ratsherren
entschieden sich für Peter Anthoni Perr. Dieser stammte wie der
vorherige Kaminfeger aus Lugano und hatte zuletzt in Rottweil gelebt.
Brouzetto kamen die Ratsherren insoweit entgegen, als sie Perr zur Auflage
machten, „des verstorbenen Caminfegers tochterMann alß Einen
Knecht in dienst" zu nehmen.17

Neben Brouzetto und Perr hatten sich vier weitere Männer aus Italien
und der italienischen Schweiz für die Stelle interessiert.18 Schon allein dies
zeigt, dass die Kaminkehrerei zu diesem Zeitpunkt weitgehend in italienischer
Hand war. Weitere in Offenburg tätige Kaminkehrer waren Johann
Torna aus Masera und Franz Anton Sartori aus dem Mailändischen.19 Doch
warum übten gerade Italiener diesen Beruf aus? Die Antwort liegt zum Teil
in unterschiedlichen Bautraditionen. Während es südlich der Alpen schon
lange Steinhäuser mit Schornsteinen gegeben hatte und deshalb der Beruf
des Kaminfegers geläufig war, breitete sich diese Bauweise in nördlicheren
Regionen erst langsam im 16., vor allem aber ab dem 17. Jahrhundert aus -
zunächst in Klöstern und Höfen, dann auch in Städten und Bürgerhäusern.
Bis dahin hatten offene Rauchabzüge vorgeherrscht, das heißt der Rauch
zog durch die Räume der Häuser bis unter das Dach.20 Mit dem Bau von
Kaminen und Häusern aus Stein wurden Schornsteinkehrer benötigt, die in
großer Zahl aus der italienischen Schweiz und Norditalien zuwanderten.


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