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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 187
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150 Jahre Friedenskirche Kehl

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sondern auch noch alle Staats- und Lokalbeamten - des Großherzoglichen
Stadtkommandos der Militärgarnison, der Grenzaufsicht und Gendarmerie
, des Zollamtes, der Eisenbahn- und Postverwaltung mit allen untergebenen
Angestellten katholischer Konfession in Dienstuniform und in feierlichem
Anstände und höchst erbaulicher Teilnahme angewohnt haben.12

Im Dezember 1852 legte Baurat Fischer der Hof-Domänenkammer ein
über den Augenschein in der neu erbauten Simultankirche in Stadt Kehl
aufgenommenes Abschlussprotokoll vor. Die Ausführung des Baus sei in
allen wesentlichen Teilen gelungen. Abweichungen vom genehmigten
Plan seien unerheblich und durch größere Zweckmäßigkeit der Einrichtung
, besseres Aussehen einzelner Teile oder Kostenersparnis gerechtfertigt
. Die Arbeit der verschiedenen Handwerker beurteilte er - abgesehen
von kleinen Mängeln - als akkordgemäß gefertigt oder gut ausgeführt.
Nur die Schreinerarbeit fiel weniger gut aus und an den Malerarbeiten
hatte Fischer auszusetzen, dass die Mauern im Innern nicht geweißt, sondern
getüncht, und die Decke im Farbton heller als die Wände gehalten
werden sollten. Die Baukosten betrugen 49.757 fl. 26 kr. Den Mehraufwand
von 327 fl. und 20 kr. konnte Fischer mit Recht als unbedeutend bezeichnen
.73

Die schon so lange baufällige Notkirche hatte mit der Fertigstellung der
neuen Simultankirche und dem Umzug der Kirchengemeinden in das neue
Gotteshaus allerdings noch nicht ausgedient. Nach Ansicht der Hof-Domänenkammer
sollte die jetzt entbehrlich gewordene Kirche veräußert werden
. Die Bezirksbauinspektion Achern schätzte 1852 ihren Wert zu 200 bis
250 Gulden auf den Abbruch und zu 500 Gulden zum Stehenbleiben. Die
Stadtgemeinde Kehl hatte schon 1817 beim Bau der Notkirche, die ursprünglich
als Provisorium auf Dauer von nur 10 bis 15 Jahren angelegt
war, die Absicht gehabt, sie später als Spritzenhaus zu verwenden. Als Eigentümerin
des Platzes, auf dem die Notkirche stand, hatte sie im Gegensatz
zu anderen Käufern das Recht, das Gebäude stehen zu lassen. Deshalb
und wegen der Kostspieligkeit des Abbruchs und Transports des Materials
fand sich kein anderer Kaufinteressent. Diese Situation nutzte die Stadt
und drückte den Kaufpreis auf 250 fl. herunter. Der Preis entsprach etwa
dem niedrigen Gehalt eines Volksschullehrers, die den Pfarrern unterstellt
waren und bis weit in das 19. Jahrhundert hinein mit Hilfsdiensten für die
Kirche belastet waren. Das gesetzlich geregelte Diensteinkommen des
Hauptlehrers an der katholischen Volksschule Stadt Kehl für den Schul-,
Meßner- und Organistendienst betrug 1845 jährlich 250 fl. nebst freier
Wohnung und Schulgeld, das bei 84 Schulkindern auf 1 fl. 24 kr. pro Kind
festgesetzt war.74 Dem Finanzamt blieb keine andere Wahl, als dem Handel
zuzustimmen. Der schon jahrzehntelang prophezeite Abbruch des alten
Kirchengebäudes, das zum Schluss noch als Markthalle diente, geschah
erst 1873.75


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