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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 193
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150 Jahre Friedenskirche Kehl

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gebaut worden und deshalb paritätisch zu benutzen. Schließlich gab der
evangelische Kirchengemeinderat nach. Da es als peinlich empfunden werden
müßte, wenn über die Statue ein Prozeß entstünde, hat der evangelische
Kirchengemeinderat sich entschlossen, der Aufstellung, sofern dieselbe
in dem mehr das katholische Gepräge tragenden Chor der Kirche erfolgt
, nicht weiter zu widersprechen, im übrigen aber seine Rechtsanschauung
und eventuell deren Geltendmachung für die Zukunft sich zu wahren,
teilte der Evangelische Oberkirchenrat dem katholischen Kollegium mit.84

Um diese Zeit ergriff Pfarrer Karl Adolf Wild, seit 1901 im katholischen
Pfarramt in Kehl, die Initiative, die schließlich beide Kirchen aus der
bedrückenden Situation des Simultaneums erlösen sollte. Sein Ziel war,
der katholischen Pfarrgemeinde zu einer eigenen Kirche zu verhelfen. Neben
dem wichtigsten Grund - daß das Simultanverhältnis schon zu mehrmaligen
Unzuträglichkeiten geführt und daß z. B. die Aufstellung der Statue
des göttlichen Heilands zweijährige Verhandlungen veranlaßt hat —
wurde von katholischer Seite auch festgestellt, daß die Simultankirche für
die katholische Kirchengemeinde viel zu klein sei. 1905 lebten in Stadt und
Dorf Kehl 2.511 katholische Einwohner.85 1902 wurde auf seine Anregung
der katholische Kirchenbaufonds gegründet, der im Laufe der Jahre etliche
Zuwendungen von kirchlicher Seite erhielt. 1908 fiel eine wichtige Vorentscheidung
zur Regelung der Ablösungsfrage des Simultaneums. Die politische
Stadtgemeinde erklärte sich bereit, der Kirchengemeinde, die bereit
war zu bauen, den nötigen Platz zur Verfügung zu stellen, und der anderen
das grundbuchmäßige Eigentum am alten Kirchenplatz und der auf ihr stehenden
Simultankirche zu übertragen. Hierbei handelte es sich nicht um
Schenkungen, sondern um die Einlösung einer Verpflichtung.86 Der geschätzte
Wert der Kirche und des Fonds sollte unter den beiden Konfessionen
aufgeteilt werden. Der Wert der Simultankirche mit Inneneinrichtung
wurde 1909 von einer aus staatlichen und kirchlichen Fachleuten bestehenden
Kommission auf 118.495 Mark geschätzt.

Bei der Lösung der Platzfrage kam die Vereinigung von Stadt und Dorf
Kehl zum 1. Januar 1910 zu Hilfe. Dorf Kehl hatte die Kommissionsinsel
in die neue politische Gemeinde unter Bürgermeister Hermann Dietrich
mit eingebracht. Der katholische Stiftungsrat entschied sich für den heutigen
Standort wegen seiner zentralen Lage. Durch großzügige Unterstützung
vor allem des Bonifatiusvereins der Erzdiözese Freiburg und weitere
Zuwendungen von kirchlicher Seite, sowie die erwähnte finanzielle Regelung
der Ablösungsfrage mit Hilfe der Stadt konnte die Finanzierung des
Kirchenbaus gesichert werden. Auch die 1909 eingeführte örtliche Kirchensteuer
für die katholischen Gemeindemitglieder, in der auch eine Bausteuer
enthalten war, trug ihren Anteil bei. Am 6. November 1911 wurde
der erste Spatenstich getan, am 28. Juni 1914 fand die Einweihungsfeier in
der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk statt.


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