Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 205
(PDF, 145 MB)
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Der „Kehler Altar"

205

dein, der die Könige in seinem Haus willkommen heißt? Und falls der dritte
König fehlt, warum erscheint er wohl nicht auf dem Bild? „Wollte der
Künstler damit andeuten, dass ich als Betrachter des Bildes gemeint bin
mit der Frage, was ich dem göttlichen Kind mitbringe und ob ich wie die
beiden andern meine Krone abgenommen habe als Zeichen meiner Ehrfurcht
vor dem, dem allein die Huldigung zukommt?"n

Dieser modernen Interpretation widerspricht die Tatsache, dass Joseph
auf spätmittelalterlichen Dreikönigsbildern üblicherweise als alter Mann
dargestellt wird. Außerdem bilden die Hauptfiguren entweder eine Fünfergruppe
(Maria mit dem Kind und die drei Adoranten) oder eine Sechsergruppe
(Maria mit dem Kind, die drei Adoranten und Joseph, meist als
Randfigur).

Die Symbolik des Kreuzes (Hände), des Goldgrundes (hier mit gepunz-
tem Stern) und der Ruine wird wie im ersten Gemälde auch hier angesprochen
. Insgesamt sind die Farben jedoch gedämpfter und feiner abgestuft.

Die Rückseite dieser Tafel zeigt wiederum drei Heilige: oben, zu Pferde
, den heiligen Martin, der seinen Mantel mit dem Schwert zerteilt für
den Bettler, der kniend zu ihm aufschaut. Unten der heilige Sebastian, dessen
entblößter Oberkörper von Pfeilen durchbohrt und an Äste angebunden
ist. Neben diesem jungen Märtyrer steht der bärtige Greis Antonius der
Einsiedler (*251, + 356), in Mönchskutte und schwarzem Mantelumhang
und mit fesartiger Kappe. Mit der Linken stützt er sich auf einen Krückstock
, in der Rechten hält er ein Handkreuz (Antonius widerstand den Versuchungen
des Teufels mit Hilfe des Kreuzes) und eine Glocke. Die Glocke
sollte nicht nur Dämonen abwehren, sondern kündigte den Kranken
auch das Kommen der Mönche an und mahnte die Gesunden zur Spende.
Zu Antonius' Füßen steht ein Schweinchen, das erwartungsvoll zu ihm
aufsieht. „Die Antoniter durften zum Dank für ihren Dienst an den Kranken
ihre durch ein Glöckchen gekennzeichneten Schweine frei herumlaufen
und Nahrung suchen lassen; am Antoniustag (17.1.) wurde ein Schwein an
die Armen verteilt. Das Schweinchen, das Antonius als häufigstes Attribut
bei sich hat, kennzeichnet ihn zugleich auch als Schutzheiligen der Haustiere
, die er vor Seuchen bewahrt. "'3

Herkunft und Verbleib der Tafelbilder

Diese beiden Tafeln wurden 1505 von einem anonymen Meister aus dem
Schulkreis Martin Schongauers (um 1450-1491) gemalt. Das Entstehungsjahr
geht aus einer Inschrift auf dem Gewandsaum Josephs hervor: „DO
MAN ZALT NACH DER GEBURT UNSERS LIBEN HERRN 1505 JAR
W... DIESE TAFEL GEMACHT." Ursprünglich sollen beide Tafeln zu einem
Flügelaltar gehört haben, dessen Standort aber bislang nicht ermittelt


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